Iserlohn. „Magnificat“-Kammerchorkonzert der Extraklasse unter der Leitung von Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke begeistert in St. Aloysius in Iserlohn.
Von Hubert Schmalor
Iserlohn. „Magnificat“-Kammerchorkonzert der Extraklasse unter der Leitung von Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke begeistert in St. Aloysius in Iserlohn.
Von Hubert Schmalor
Eine musikalische Sternstunde zum Lobe Marias, der Mutter Gottes, hatte Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke konzipiert, in der zwei festliche Vertonungen des Magnificats die Eigenkomposition „Salve Regina“ einrahmten. Vieles drehte sich um Johann Sebastian Bach, auch wenn von ihm kein einziger Ton zu hören war. Der Lobgesang Marias aus dem Lukas-Evangelium hat in der Musikgeschichte zahlreiche Komponisten inspiriert, diesen als lateinischen Text in Form des Magnificat zu vertonen. Tobias Leschke hatte die Zuschauer in seiner Begrüßung eingeladen, „in die Kraft und Schönheit dieses Textes einzutauchen und sich auf seine Faszination einzulassen.“ Weiterhin wies Leschke auf die schwierigen akustischen Verhältnisse der Aloysiuskirche in Iserlohn hin: „Die komplexen Strukturen der beiden Magnificats sind eigentlich bei dieser Überakustik nicht aufführbar, deshalb sind wir in den hinteren Chorbereich ausgewichen, was optisch sicher nicht so optimal ist, akustisch sich aber in der Generalprobe als bester Kompromiss erwiesen hat“, erläuterte er die ungewohnte Anordnung der Aufführenden weit entfernt von den Zuhörern.
„Natürlich ist das Bach!“, war die Assoziation gleich nach den ersten Tönen. Strahlende Trompeten, barocker Festklang erfüllte den Raum und spätestens nach der großen Schlussfuge „Sicut erat in principio“ und einem klärenden Blick ins informative und attraktiv aufgemachte Programmheft war klar: Das war Bach! Allerdings nicht Johann Sebastian, sondern sein wohl in der Musikwelt bekanntester Sohn, Carl Philipp Emanuel Bach. Natürlich fällt auch hier der Apfel nicht weit vom Stamm, aber erstaunlich ist schon, dass des Sohnes „Magnificat“ im Gegensatz zu dem des Vaters so wenig bekannt ist – hat es doch vieles, was auch seinem Vater zur Ehre gereicht hätte. Nur eben etwas später entstanden, etwas klassischer, etwas homophoner angelegt. Ähnlich wie beim Magnificat seines Vaters ist der Text seiner Komposition auf mehrere, unterschiedliche Sätze verteilt. Zwei mächtige Chorsätze geben den Rahmen, ein etwas verhaltener Chorsatz (Et misericordia) wird in die Abfolge von solistisch vorgetragenen Arien eingefügt.
Im Aufbau sehr ähnlich konzipierte auch etwa 70 Jahre später der erst dreizehnjährige Felix Mendelssohn Bartholdy sein Magnificat. Mendelssohn Bartholdy war ein großer Anhänger von Johann Sebastian Bach und setzte sich in seiner Aufführungs- und Kompositionspraxis für die Wiederentdeckung der inzwischen etwas in Vergessenheit geratenen Werke des großen Meisters ein. So verwundert nicht die besonders in den Chorpassagen zu findende Vielzahl polyphoner Strukturen, die sich, natürlich unter Verwendung „romantisch“ erweiterter Harmonien, bis hin zu einer komplexen Fuge mit vier unterschiedlichen Themen steigern – das Werk eines Dreizehnjährigen, unglaublich. Und zwischen den beiden großen Kompositionen des Konzerts glänzte die kleine, aber sehr feine a-cappella Eigenkomposition „Salve Regina“ von Tobias Leschke, die durch variable Gegensätzlichkeiten und Klangreibungen, aber auch durch lyrische Melodieführung und eine harmonisch einfühlsame Schlusssequenz bestach.
Tobias Leschke hatte ein „Kammerchorkonzert“ angekündigt, sein Kammerchor des Pastoralverbundes Iserlohn ist jedoch dabei, mit seinen inzwischen mehr als 30 Sängern und Sängerinnen weit darüber hinauszuwachsen, ohne die Qualitäten eines kleinen Ensembles aufzugeben. So meisterte sein Chor die immensen Anforderungen der Werke und der Überakustik durch disziplinierte Artikulation, transparente, klare Stimmführung in den polyphonen Anteilen und konnte zusätzlich deutliche Pluspunkte bei einheitlicher und abgerundeter chorischer Klangentfaltung verbuchen. Tobias Leschke hat es geschafft, durch behutsame und fachlich abgesicherte Aufbauarbeit mit geschulten und offensichtlich chorerfahrenen Sängern einen Chor zu formen, der in Zukunft sicherlich noch öfters für musikalische Überraschungen sorgen und von sich hören lassen wird.
Auch für das konzentriert auftrumpfende und mit diversen Bläsern ergänzte Orchester Ghiribizzo war an diesem Abend Schwerstarbeit angesagt. Carl Philipp Emanuel Bach heißt eben nicht „leichter“ Bach und Mendelssohn Bartholdy ist auch nicht ein „Romantiker“, den man mal eben so vom Blatt spielen kann – Kompliment an das engagierte Ensemble. Bei den Soli und Arien beider Magnificats geht es in erster Linie um ausdrucksstarke, „malende“ und auch die Gefühle ansprechende Ausdeutungen des Lobgesangs Marias. Das Solistenquartett um Sophie Richter/Sopran, Heike Weber/Alt, Thomas Iwe/Tenor und Hanno Kreft/Bass, setzte dies mit durchsetzungskräftigen, sicher geführten und klangschönen Stimmen hervorragend um.
Am Rande bemerkt: Ein derart hochwertiges und sicher auch finanziell aufwendiges Konzert bei freiem Eintritt zu konzipieren, stellt, trotz unterstützender Sponsoren und der Hoffnung auf freizügige Spenden am Ausgang, eine interessante Variante der derzeitigen nicht nur im regionalen Raum zu beobachtenden Praxis dar.
Das Programmheft findet sich hier.
Zum Auftakt der Reihe am 6. August präsentierte die renommierte Organistin Annette Drengk ein Orgelrecital unter dem Motto „Komponistenpaare“. Im Mittelpunkt standen Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und seiner Schwester Fanny Hensel sowie von Clara und Robert Schumann. Auch Stücke der Komponistin Johanna Senfter, einer Schülerin von Max Reger, wurden aufgeführt. Drengk begeisterte das Publikum mit ihrer virtuosen Spielweise und einer durchdachten Programmgestaltung, die auch geschlechtsspezifische Aspekte der Musikgeschichte beleuchtete.
Eine Woche später, am 13. August, stand die Gitarre im Mittelpunkt. Die in China geborene und international vielfach ausgezeichnete Gitarristin Liying Zhu bot ein vielseitiges Programm, das von Franz Schuberts „Ständchen“ über Joaquín Rodrigos „Tres Piezas Españolas“ bis hin zu William Waltons „Five Bagatelles“ reichte. Zhu zeigte dabei unaufdringlich ihr großes technisches Können und die zahlreichen Ausdrucksmöglichkeiten der Gitarre, die das Publikum sichtlich beeindruckte.
Der dritte Abend der Reihe am 20. August stand ganz im Zeichen des Blechbläser-Ensembles Ruhrblech. Mit einer Mischung aus barocken Klängen von Georg Friedrich Händel und modernen Klassikern wie „The Pink Panther“ von Henry Mancini füllten die fünf Musiker das Forum St. Pankratius mit einer Klangpracht, die beim Publikum auf große Resonanz stieß. Mit rund 200 Besuchern, die auch das „Steigerlied“ in dem Arragement von Martin Schröder bestaunen konnten, war dieser Abend der bestbesuchte der gesamten Reihe.
Den Abschluss der „Sommerklänge 2024“ bildete am 27. August ein Liederabend, bei dem der Sänger und Stimmbildner im Pastoralverbund Iserlohn, Hanno Kreft und Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke am Flügel gemeinsam auftraten. Das Duo führte das Publikum mit Beethovens Liederzyklus „An die ferne Geliebte“ und Schumanns „Dichterliebe“ durch die Höhen und Tiefen der romantischen Musik. Die beiden Musiker boten eine fein abgestimmte Darbietung, die das Publikum mit langanhaltendem Applaus würdigte.
Die „Sommerklänge 2024“ zeigten erneut, wie vielseitig klassische Musik sein kann. Die Konzertreihe in Iserlohn hat sich auch in diesem Jahr als ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens der Region etabliert und bot Musikliebhabern eine Reihe von besonderen Erlebnissen. Bereits jetzt wird mit Vorfreude auf das kommende Jahr geblickt, in dem die „Sommerklänge“ erneut die Vielfalt der klassischen Musik präsentieren werden.
Neuauflage des ökumenischen Ferienchores
Mit der Ankündigung „Lieder von Sommer, Spiel, Freude, Träumen für Jung und Alt zum Entspannen und Genießen“ lockte es rund 35 Sängerinnen und Sänger unterschiedlichen Alters vom 14. bis 16. August an drei Abenden bei sommerlichen Temperaturen zum Ferienprojektchor. Bereits 2016 fand die erfolgreiche Premiere statt, sodass Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke und Kirchenmusikdirektor Hanns-Peter Springer Ende 2023 das Projekt wiederbeleben wollten. „Mich haben immer wieder Mitglieder der Chöre angesprochen, dass wir doch mal wieder einen Sommerchor machen könnten, sodass ich Lust hatte, ein solches Projekt durchzuführen!“ sagte Tobias Leschke. Und die Anmeldungen gaben ihm Recht: Eine gut gelaunte, konfessionell gemischte Gruppe kam der Einladung nach und hatte sichtlich Freude an den sommerlichen Liedern: „Bei den Liedern von ABBA und Udo Jürgens kommt bei mir richtig Urlaubsstimmung auf. Dieses Projekt macht einfach gute Laune“, merkte eine der Sängerinnen an und bekam von mehreren Personen ein zustimmendes Nicken.
Ein besonderes Highlight war das kleine, öffentliche Abschlusskonzert, zu dem es mehr als 40 Zuhörerinnen und Zuhörer lockte. Tobias Leschke lud alle zum Mitsingen der allseits bekannten Lieder ein und dirigierte den Chor, während Hanns-Peter Springer den Chor mit seinem leichtfingrigen Klavierspiel begleitete. „Über den Wolken“ von Reinhard Mey machte den Anfang und zog das Publikum sofort in seinen Bann.
Im Anschluss versammelten sich die Teilnehmenden zu einem geselligen Grillabend, bei dem die gemeinsam erlebte Musik und die neu geknüpften Kontakte gefeiert wurden.
Die durchweg positiven Rückmeldungen bestätigten den Erfolg dieses besonderen Ferienchorprojekts, das Musikliebende unterschiedlicher Konfessionen und Altersgruppen zusammenbrachte und bereits auf eine Fortsetzung hoffen lässt. Die einzigartige Atmosphäre und der Spaß am gemeinsamen Singen machten die Abende zu einem unvergesslichen sommerlichen Erlebnis.
Nicole Wasner-Leschke
Das diesjährige Programmheft finden Sie hier.
Nach einer wunderbaren Chorreise nach Rom im letzten Jahr blieb der Chor CantIs nun in der Nähe, um genauer zu sein im benachbarten Erzbistum Köln. Also ging es für ein Wochenende in die Karnevalsstadt. Dort sollten alle Bedingungen mitspielen, um ein schönes Wochenende zu verbringen.
Das Wochenende startete mit einem gemeinsamen Abendessen mit anschließender Probe. In dieser haben wir schon ein wenig in einen Teil des bevorstehenden Weihnachtsprogramms hineingeschnuppert. Darauf folgte ein netter Abend mit allen Mitgliedern des Chores bei guter Musik, die die Sängerinnen und Sänger auf das Wochenende einstimmte.
In weiteren Proben am Samstag wurde dann das Programm für das eigentliche Highlight des Wochenendes, die Gestaltung einer Vorabendmesse im Kölner Dom, einstudiert. Neben bekannten Taizé-Liedern und Liedern von John Rutter wurden auch Lieder aus der neuen geistlichen Musik geprobt. Bei bestem Septemberwetter konnte neben den Proben die Gemeinschaft des Chores beim gemeinsamen Spaziergang entlang des Rheins gestärkt werden. Am Abend kam dann der Teil des Wochenendes, der wohl allen Chormitgliedern im Gedächtnis bleiben wird: Die Gestaltung der Messe im Kölner Dom. Dort angekommen wurde – um auf die Orgelempore zu gelangen – sich ein Weg durch die Sakristei und so einige andere Bereiche des Doms gebahnt. Diese hätte man sonst beim Besuch des Doms wohl nicht zu sehen bekommen. Oben auf der Empore angekommen begann zeitnah schon die Messe. Den imposanten Kölner Dom mit seinem eigenen Gesang zu füllen ist für alle ein besonderes Erlebnis gewesen, was so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird. Beim gemeinsamen Abendessen im traditionellen Bierhaus am Rhein mit rheinischem Essen und Kölsch fand der Abend einen schönen Ausklang. Das Abendessen sowie insbesondere die Messe bildeten einen beeindruckenden Abschluss für ein rundum gelungenes Wochenende in Köln.
Linda Barbezat
Sucht man nach einer Beschreibung für die Sommerklänge des Jahres 2023 in Iserlohn, so scheint die Trias aus Entdecken, Hören und Staunen geradezu besonders zutreffend als Beschreibung für die diesjährige Reihe zu sein. Vorgeschaltet zum ersten Konzert, das DKM Tobias Leschke als Hausherr bestritt, gab es in diesem Jahr einen Orgelworkshop mit einem anschließenden Mini-Konzert für die jüngsten Orgelfans.
Zu diesem ersten Orgelnachmittag hatten sich zwölf Kinder angemeldet. In diesem Format fand die Veranstaltung zum ersten Mal statt und hat bei den Kindern großen Eindruck hinterlassen. Denn nach dem kleinen Konzert kamen die jungen Zuhörer*innen über die schmale Wendeltreppe hoch zur Orgel-Empore – allein das war schon ein Abenteuer. Oben angekommen, hatten sie dann die „Königin der Instrumente“ genauer kennengelernt – die vielen Pfeifen, die zusammen ein ganzes Orchester aus Trompeten, Oboen und Flöten bildeten, der Spieltisch mit den drei Manualen und dem Pedal sowie auch die einzelnen Pfeifen, in die sie hineingepustet und einen Ton erzeugt hatten. Wer wollte, durfte auch selbst etwas spielen, gerne auch „Alle meine Entchen“, mit Hilfe von Tobias Leschke und einem Finger – jeder hatte mal klein angefangen. Zum Abschluss spielte Leschke den Kindern noch das fröhliche Stück „Echoes of Joy“ von Hans-Andrè Stamm vor, und danach hätte eigentlich Schluss sein sollen. Die Kinder ließen sich jedoch von der Orgel überhaupt nicht wegkriegen. Tobias Leschke musste auch versprechen, diesen kleinen Besuch an der Orgel im nächsten Jahr zu wiederholen, was er auch auf jeden Fall vorhatte.
Beim abschließenden Konzert wurden Werke zum Thema „Orgel zwischen Himmel und Erde“ von Johann Sebastian Bach, Marcel Dupré, Charles-Marie Widor sowie Ausschnitte aus den Zyklen „L´Ascension“ und „La Nativité du Seigneur“ von Olivier dargeboten und von Publikum mit kräftigem Beifall honoriert.
Die 16-jährige Harfenistin Amerie Schlösser aus Wuppertal wurde von Tobias Leschke im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen entdeckt und für einen Auftritt in Iserlohn gewonnen. Trotz ihrer jungen Jahre hatte sie bereits im Bundesjugendorchester gespielt und zahlreiche Auszeichnungen in Wettbewerben erhalten. Nach dem Abitur setzte sie ihr Studium an der Musikhochschule Düsseldorf fort. Bei ihrem Auftritt moderierte sie charmant und bescheiden, führte Gedichte ein, die ihre musikalischen Gedanken begleiteten. Ihre Darbietungen umfassten Werke wie die Sonate von Sophia Corri-Dussek, die „Epices“ von Bernard Andrès, die „Fantaisie pour harpe“ von Camille Saint-Saëns und das Impromptu-Caprice von Gabriel Pierné. Durch ihre Interpretationen verband sie Klänge mit Assoziationen wie dem Sommerwind, Vogelgezwitscher, Schmetterlingen im Sonnenstrahl und der einbrechenden Dämmerung. Das Publikum war von der Kombination aus Musik und begleitenden Gedichten begeistert und forderte eine Zugabe, die sie mit einem südamerikanischen Stück erfüllte.
Mit Amelie Held aus New York gestaltete eine besondere Persönlichkeit an der Orgel das dritte Konzert. Mit höchster Musikalität und atemberaubender Präzision gestaltete Amelie Held ein Programm, das unter dem Titel „Heimatliebe“ sowohl komplexe Literatur von Felix Mendelssohn Bartholdy und Max Reger verband, als auch eigene Transkriptionen wie das berühmte Kaiserquartett von Joseph Haydn beinhaltete. Alle Stücke spielte sie mit überzeugender Leichtigkeit und erntete nach dem Schlussstück „ Variationen über ein Thema von Händel“ von Arno Landmann zurecht langen Applaus des beeindruckten Iserlohner Publikums.
Den Abschluss der diesjährigen Reihe bildete ein bewegender Liederabend mit Konstantin Paganetti und Anastasia Grishutina. Als Schlusspunkt der Konzerte überzeugte der Liederabend mit sehr vielen Emotionen und beeindruckender Dramatik. Mit dem Titel „Von tödlichem Wasser und lebendigem Wein“ war das Konzert überschrieben. Dabei spannten die beiden Interpreten einen überzeugenden Bogen von den dramatischen Liedern zum „tödlichen Wasser “ bis hin zu ausgelassenen Liedern auf den Wein und das pralle Leben. So kam nach dem mit begeisterten Applaus honorierten Konzert im Publikum die Frage nach „Herbstklängen“ und „Winterklängen“ auf und ließ die Vorfreude auf die Sommerklänge 2024 steigen.
„Hören – Staunen – Entdecken“- so sind die Sommerklänge 2023 sicherlich gut beschrieben. Ergänzt werden sollte eventuell auch „Erleben“, denn es lohnt sich immer wieder dabei zu sein.
„Trung Sam ist krank,“ so hieß es in einem Anruf an den Autoren dieses Artikels am Vormittag des Konzerttages. Wenn der Pianist bei einem Liederabend, an dem nicht nur Schumanns Zyklus „Dichterliebe“ vorgetragen werden soll, sondern auch der Zyklus „Die dreizehn Monate“ von Erich Kästner in der Vertonung von Edmund Nick gespielt wird, ist guter Rat teuer.
Ulrich Schütte hatte den Zyklus von Edmund Nick im Jahr 2008 wiederentdeckt und gibt es nicht viele Liedbegleiter, die beide Zyklen fest im Repertoire haben. Zum Glück aller sprang anstelle des erkrankten Trung Sam mit Prof. Jürgen Glauß ein ausgesprochener Experte ein. Schütte und Glauß haben bereits mehr als 100 Konzerte gemeinsam gestaltet und so musste eine kurze Anspielprobe reichen, um sich kurz abzusprechen. Trotz aller Widrigkeiten wurde das Konzert zu einem großen Erfolg. Ulrich Schütte sang farbenreich und nuanciert. Jürgen Glauß kennt sein Metier und bewies dies auch im Forum St. Pankratius eindrucksvoll.
Zwei Solisten internationalen Ranges, die selten gespieltes Repertoire interpretieren, wurden vom Iserlohner Publikum mit stehenden Ovationen bedacht. Auch aufgrund der Umstände wird dieser Konzertabend allen wohl lange in Erinnerung bleiben.
Tobias Leschke
Romfahrt des Jungen Chores im PV Iserlohn vom 02.10.2022 bis 06.10.2022
Nach einer zweijährigen pandemiebedingten Wartezeit war es nun endlich so weit. Die Vorfreude steigerte sich von Woche zu Woche, und so recht konnten wir es auch nicht glauben, aber tatsächlich landeten wir am Sonntagabend nahezu pünktlich auf dem Aeroporto di Roma Fiumicino ‘Leonardo da Vinci’ in der ewigen Stadt Rom.
Von hier an begann eine Reise, von der niemand ahnen konnte, wie sehr sie für uns alle unvergesslich wurde.
Man kennt seine Mitsingenden von der Chorprobe und von Auftritten. Dass die Chemie zwischen allen stimmt, war schon immer klar, aber die Fahrt nach Rom hat uns gezeigt, dass wir mehr als nur ein Chor, nämlich eine sehr starke Gemeinschaft – eine echte „Gruppo“ – sind.
Beginnend bei den Fahrgemeinschaften zum Flughafen und den gemeinsamen Abendessen (jeden Tag in einem anderen Viertel Roms) haben wir den Großteil der Zeit gemeinsam verbracht und uns nochmal besser kennen und schätzen gelernt.
Zu verdanken hat der Junge Chor im Pastoralverbund Iserlohn diese wunderbare Erfahrung nicht nur der hervorragenden Planung und Reiseleitung, sondern auch der Stadt Rom selbst und dem Apostel Petrus höchstpersönlich. Ihm wird ja nachgesagt, dass er verantwortlich für das Wetter sei, und für uns hat er in dieser Woche sein Bestes gegeben – Strahlender Sonnenschein und spätsommerliche Wärme haben die Schönheiten dieser einzigartigen Stadt erstrahlen lassen: Kolosseum, Forum Romanum, Fontana di Trevi und Piazza Navona brachten im Sonnenschein ihre Schönheiten in unfassbarer Weise hervor. Die Generalaudienz am Mittwochmorgen auf dem Petersplatz, bei der unser Chor den Heiligen Vater – Papst Franziskus – sehr nah erleben durfte, war sicherlich ein herausragendes Erlebnis unserer Fahrt. Und das anschließende Mittagessen in der Hostaria „I Quattro Mori“, in der auch schon Päpste essen waren und in der nur die Wahl zwischen „Carne“ (Fleisch) oder „Pesce“ (Fisch) erfolgt, hat diesen besonderen Tag auch kulinarisch abgerundet.
Das absolut größte und für uns alle prägendste Ereignis war jedoch die Chorprobe mit anschließendem Auftritt unseres Chores in der wunderschönen Kirche Santa Maria dell´Anima der deutschsprachigen Katholiken in Rom. Es war ein erhabenes Gefühl, als kleiner Iserlohner Chor in der heiligen Stadt singen und die Abendmesse gestalten zu dürfen. Das anschließende Konzert unseres Chorleiters und Dekanatskirchenmusikers Tobias Leschke an der Orgel zusammen mit unserer ehemaligen Stimmbildnerin, der Sopranistin Anna Kristina Naechster, in dieser wunderschönen Umgebung war definitiv das absolute Highlight dieser wundervollen fünf Tage in Rom.
Nichts konnte jemals die Gemeinschaft dieses Chores so sehr stärken wie die Reise nach Rom, die für alle unvergessen bleiben wird.
Oliver Dege
Begeisternde Liederwerkstatt mit Kai Lünnemann
„Sei der kluge Cowboy…“ Diese Erklärung zur rhythmischen Genauigkeit bei vorgezogenen Sechzehntel-Notenwerten hatten die 60 Teilnehmenden der diesjährigen Liederwerkstatt im Dekanat Märkisches Sauerland wohl noch nicht gehört. Auch in diesem Jahr hatten Dekanatsjugendreferentin Gaby Iserloh und Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke wieder zu einer Liederwerkstatt eingeladen; dieses Mal fand der Workshop in Iserlohn statt und der Fokus lag auf der Gospelmusik. Im Anschluss an ähnliche Formate mit Timo Böcking oder Njeri Weth, die in den vergangenen Jahren stattgefunden hatten, konnte Kai Lünnemann aus dem Bistum Osnabrück als Referent gewonnen werden. Mit viel Witz und großer Begeisterung für sein Fach gelang es Lünnemann sofort die anwesenden Sängerinnen und Sänger mitzureißen. Schnell wurde deutlich: Kai Lünnemann liebt Gospelmusik- und das steckt an. Seine Arrangements zu „Gott segne dich“ von Martin und Jennifer Pepper oder das von ihm selbst komponierte „Lift your voice and sing Halleluja“ wurden vom Chor begeistert aufgenommen. Dabei waren ihm der Aspekt der chorischen
Stimmbildung und des bewussten Hörens auf die anderen Sängerinnen und Sänger immer ein wichtiges Anliegen. Viele neue Impulse konnte der erfahrene Chorleiter setzen, die die Teilnehmenden mit in ihre eigenen Chöre mitnehmen konnten. Fast wie von selbst verronnen die fünf Stunden und die Teilnehmenden bedankten sich mit stehenden Ovationen bei einem begeisternden Referenten.
Die Veranstaltung wurde gefördert vom Fonds „Christliche Popularmusik“ des Erzbistums Paderborn.
Im Jahr 2022 ist die erfolgreiche Reihe der Sommerklänge in Iserlohn fortgeführt worden. Wie auch in den vergangenen Jahren war es eine bunte Mischung aus Formaten, die die Reihe auf unterschiedlichste Weise attraktiv machte. Den Auftakt gestaltete Tobias Leschke mit einem Orgelkonzert. Unter dem Motto: „Von Apokalypse bis Allegro – Man soll die Feste feiern wie sie fallen“, präsentierte Leschke an der Orgel atemberaubende Werke klassischer und zeitgenössischer Komponisten. Sie hätten entweder in diesem Jahr einen „runden“ Geburtstag gefeiert, oder es gibt ein Gedenken an sie wegen eines besonderen Todestages. Das Ensemble “Ruhrcharme” bestritt das zweite Konzert. Die
Sängerinnen nutzten die besondere Akustik der Kirche St. Aloysius eindrucksvoll. Sie begannen ihr Konzert mit einem A-Cappella-Satz von Mendelssohn. Zusammen mit der Pianistin und Organistin Katharina Königsfeld hatten die drei Sängerinnen ein Programm vorbereitet, das sich am besten mit maximalem Abwechslungsreichtum beschreiben lässt. Die Stile reichten vom frühen italienischen Barock bis zur französischen Moderne und vom streng-protestantischen geistlichen Lied bis zu lockeren Spirituals.
Das besondere Glück zu haben, neben einer großen Kirche auch einen wunderbaren Saal mit einem farbenreichen Flügel der Firma Förster bespielen zu dürfen, ermöglichte erneut zwei kammermusikalische Abende im großen Saal des Forums St. Pankratius. Xenia Preisenberger und der ehemalige Dekanatskirchenmusiker Christopher Brauckmann gestalteten einen Liederabend, den sie nach dem Lied von Johannes Brahms „Meine Liebe ist grün“ benannten. Neben den eindrucksvollen Liedinterpretationen waren zudem drei Impromptus von Schubert zu erleben. In ihrem Sonderkonzert unter dem Titel “Sonate!” spielten Daria Burlak und Elisabeth Natzel drei berühmte Sonaten der Musikgeschichte. Unter anderem war die große Sonate in A-Dur für Geige und Klavier von César Franck zu hören, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr begangen wird. Den Abschluss der diesjährigen Reihe machte der junge Kölner Organist Dominik Tukaj, der derzeit in Paris studiert, auf besonders virtuose Art und Weise. Berühmte Werke,wie die kraftvolle 6. Symphonie von Charles-Marie Widor oder die spielfreudige Triosonate in e-Moll von Johann Sebastian Bach beeindruckten das Iserlohner Publikum und ließen die Vorfreude auf weitere Sommerklänge steigen.
Die Fortsetzung folgt im August 2023!
Die Kirchenmusikalischen Mitteilungen des Erzbistums Paderborn für das erste Halbjahr des Jahres 2024 sind online. Sie finden sie hier.
Einteilung der Organistendienste:
11. April um 18:00 Uhr, Forum St. Pankratius