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Am-sterdam, Am-sterdam: Workshop „Groove auf der Orgel“ mit Matthias Nagel in Iserlohn

20. März, 2025

Wer kennt das nicht? Neues geistliches Liedgut soll mitreißend begleitet werden – doch auf der Orgel fehlt oft das gewisse Etwas, um den gewünschten Groove authentisch umzusetzen. Was zunächst als Herausforderung erscheint, wurde für die Teilnehmenden eines besonderen Workshops in der Bauernkirche Iserlohn zu einer inspirierenden Erfahrung.

Auf Einladung des Kirchenkreises Iserlohn, vertreten durch Kreiskantor Hanns-Peter Springer und des Dekanats Märkisches Sauerland mit DKM Tobias Leschke, bot Matthias Nagel eine intensive Fortbildung an der Grenzing-Orgel der Bauernkirche an. Die Resonanz war groß: 14 Organistinnen und Organisten, teils mit weiter Anreise, nahmen die Gelegenheit wahr, um ihre Fähigkeiten in der modernen Liedbegleitung zu erweitern.

Mit großer fachlicher Kompetenz und spürbarer Begeisterung führte Matthias Nagel in die Kunst der rhythmischen Gestaltung auf der Orgel ein. Er zeigte praxisnahe Möglichkeiten auf, wie sich pop- und rocktypische Rhythmen mit den spieltechnischen Möglichkeiten der Orgel verbinden lassen. Dabei ging es nicht nur um die richtige Artikulation oder Begleitmuster, sondern auch um harmonische Gestaltungsmöglichkeiten, die den Klang frischer und lebendiger machen. Besonders wertvoll waren Nagels Anregungen für gelungene Vorspiele, die einen fließenden Übergang zwischen freier Improvisation und Gemeindegesang ermöglichen.

Neben theoretischen Impulsen standen vor allem praktische Übungen im Mittelpunkt. Matthias Nagel demonstrierte satztechnische Besonderheiten verschiedenster Stilrichtungen – von Pop und Rock bis hin zu Siratki – und ließ die Teilnehmenden direkt an der Orgel erproben, wie sich rhythmische Akzente gezielt setzen lassen. Dabei erwies sich eine rhythmische Figur als besonders einprägsam: die charakteristische Kombination aus punktierter Viertelnote und nachfolgender Achtelnote. Kein Wunder, dass der Workshop mit einem Ohrwurm endete – „Am-sterdam, Am-sterdam“ hallte noch lange nach.

Ein herzlicher Dank gilt dem Förderkreis der Bauernkirche, dessen Unterstützung diese Fortbildung erst möglich gemacht hat. Durch sein Engagement konnte einmal mehr eine hochwertige musikalische Weiterbildung in Iserlohn realisiert werden, die den Teilnehmenden wertvolle Impulse für ihre kirchenmusikalische Praxis mit auf den Weg gab.


Iserlohn: Musikalische Sternstunde zum Lobe Marias

11. November, 2024
Magnificat-Veranstaltung in Aloysius
Beim „Magnificat“-Kammerchorkonzert in St. Aloysius in Iserlohn begeisterten die Musiker. © IKZ | Hubert Schmalor

Iserlohn. „Magnificat“-Kammerchorkonzert der Extraklasse unter der Leitung von Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke begeistert in St. Aloysius in Iserlohn.

Von Hubert Schmalor

Eine musikalische Sternstunde zum Lobe Marias, der Mutter Gottes, hatte Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke konzipiert, in der zwei festliche Vertonungen des Magnificats die Eigenkomposition „Salve Regina“ einrahmten. Vieles drehte sich um Johann Sebastian Bach, auch wenn von ihm kein einziger Ton zu hören war. Der Lobgesang Marias aus dem Lukas-Evangelium hat in der Musikgeschichte zahlreiche Komponisten inspiriert, diesen als lateinischen Text in Form des Magnificat zu vertonen. Tobias Leschke hatte die Zuschauer in seiner Begrüßung eingeladen, „in die Kraft und Schönheit dieses Textes einzutauchen und sich auf seine Faszination einzulassen.“ Weiterhin wies Leschke auf die schwierigen akustischen Verhältnisse der Aloysiuskirche in Iserlohn hin: „Die komplexen Strukturen der beiden Magnificats sind eigentlich bei dieser Überakustik nicht aufführbar, deshalb sind wir in den hinteren Chorbereich ausgewichen, was optisch sicher nicht so optimal ist, akustisch sich aber in der Generalprobe als bester Kompromiss erwiesen hat“, erläuterte er die ungewohnte Anordnung der Aufführenden weit entfernt von den Zuhörern.

„Natürlich ist das Bach!“, war die Assoziation gleich nach den ersten Tönen. Strahlende Trompeten, barocker Festklang erfüllte den Raum und spätestens nach der großen Schlussfuge „Sicut erat in principio“ und einem klärenden Blick ins informative und attraktiv aufgemachte Programmheft war klar: Das war Bach! Allerdings nicht Johann Sebastian, sondern sein wohl in der Musikwelt bekanntester Sohn, Carl Philipp Emanuel Bach. Natürlich fällt auch hier der Apfel nicht weit vom Stamm, aber erstaunlich ist schon, dass des Sohnes „Magnificat“ im Gegensatz zu dem des Vaters so wenig bekannt ist – hat es doch vieles, was auch seinem Vater zur Ehre gereicht hätte. Nur eben etwas später entstanden, etwas klassischer, etwas homophoner angelegt. Ähnlich wie beim Magnificat seines Vaters ist der Text seiner Komposition auf mehrere, unterschiedliche Sätze verteilt. Zwei mächtige Chorsätze geben den Rahmen, ein etwas verhaltener Chorsatz (Et misericordia) wird in die Abfolge von solistisch vorgetragenen Arien eingefügt.

Im Aufbau sehr ähnlich konzipierte auch etwa 70 Jahre später der erst dreizehnjährige Felix Mendelssohn Bartholdy sein Magnificat. Mendelssohn Bartholdy war ein großer Anhänger von Johann Sebastian Bach und setzte sich in seiner Aufführungs- und Kompositionspraxis für die Wiederentdeckung der inzwischen etwas in Vergessenheit geratenen Werke des großen Meisters ein. So verwundert nicht die besonders in den Chorpassagen zu findende Vielzahl polyphoner Strukturen, die sich, natürlich unter Verwendung „romantisch“ erweiterter Harmonien, bis hin zu einer komplexen Fuge mit vier unterschiedlichen Themen steigern – das Werk eines Dreizehnjährigen, unglaublich. Und zwischen den beiden großen Kompositionen des Konzerts glänzte die kleine, aber sehr feine a-cappella Eigenkomposition „Salve Regina“ von Tobias Leschke, die durch variable Gegensätzlichkeiten und Klangreibungen, aber auch durch lyrische Melodieführung und eine harmonisch einfühlsame Schlusssequenz bestach.

Schwerstarbeit für das Orchester Ghiribizzo

Tobias Leschke hatte ein „Kammerchorkonzert“ angekündigt, sein Kammerchor des Pastoralverbundes Iserlohn ist jedoch dabei, mit seinen inzwischen mehr als 30 Sängern und Sängerinnen weit darüber hinauszuwachsen, ohne die Qualitäten eines kleinen Ensembles aufzugeben. So meisterte sein Chor die immensen Anforderungen der Werke und der Überakustik durch disziplinierte Artikulation, transparente, klare Stimmführung in den polyphonen Anteilen und konnte zusätzlich deutliche Pluspunkte bei einheitlicher und abgerundeter chorischer Klangentfaltung verbuchen. Tobias Leschke hat es geschafft, durch behutsame und fachlich abgesicherte Aufbauarbeit mit geschulten und offensichtlich chorerfahrenen Sängern einen Chor zu formen, der in Zukunft sicherlich noch öfters für musikalische Überraschungen sorgen und von sich hören lassen wird.

Auch für das konzentriert auftrumpfende und mit diversen Bläsern ergänzte Orchester Ghiribizzo war an diesem Abend Schwerstarbeit angesagt. Carl Philipp Emanuel Bach heißt eben nicht „leichter“ Bach und Mendelssohn Bartholdy ist auch nicht ein „Romantiker“, den man mal eben so vom Blatt spielen kann – Kompliment an das engagierte Ensemble. Bei den Soli und Arien beider Magnificats geht es in erster Linie um ausdrucksstarke, „malende“ und auch die Gefühle ansprechende Ausdeutungen des Lobgesangs Marias. Das Solistenquartett um Sophie Richter/Sopran, Heike Weber/Alt, Thomas Iwe/Tenor und Hanno Kreft/Bass, setzte dies mit durchsetzungskräftigen, sicher geführten und klangschönen Stimmen hervorragend um.

Am Rande bemerkt: Ein derart hochwertiges und sicher auch finanziell aufwendiges Konzert bei freiem Eintritt zu konzipieren, stellt, trotz unterstützender Sponsoren und der Hoffnung auf freizügige Spenden am Ausgang, eine interessante Variante der derzeitigen nicht nur im regionalen Raum zu beobachtenden Praxis dar.


3. September, 2024


Erfolgreicher Abschluss der Sommerklänge 2024

30. August, 2024
Mit einem stimmungsvollen Liederabend im Forum St. Pankratius fand die Konzertreihe „Sommerklänge 2024“ am Dienstagabend ihren gelungenen Abschluss. An vier Abenden im August boten die „Sommerklänge“ den zahlreichen Besuchern ein vielfältiges Programm klassischer Musik.
 

Zum Auftakt der Reihe am 6. August präsentierte die renommierte Organistin Annette Drengk ein Orgelrecital unter dem Motto „Komponistenpaare“. Im Mittelpunkt standen Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und seiner Schwester Fanny Hensel sowie von Clara und Robert Schumann. Auch Stücke der Komponistin Johanna Senfter, einer Schülerin von Max Reger, wurden aufgeführt. Drengk begeisterte das Publikum mit ihrer virtuosen Spielweise und einer durchdachten Programmgestaltung, die auch geschlechtsspezifische Aspekte der Musikgeschichte beleuchtete.

Eine Woche später, am 13. August, stand die Gitarre im Mittelpunkt. Die in China geborene und international vielfach ausgezeichnete Gitarristin Liying Zhu bot ein vielseitiges Programm, das von Franz Schuberts „Ständchen“ über Joaquín Rodrigos „Tres Piezas Españolas“ bis hin zu William Waltons „Five Bagatelles“ reichte. Zhu zeigte dabei unaufdringlich ihr großes technisches Können und die zahlreichen Ausdrucksmöglichkeiten der Gitarre, die das Publikum sichtlich beeindruckte.

Der dritte Abend der Reihe am 20. August stand ganz im Zeichen des Blechbläser-Ensembles Ruhrblech. Mit einer Mischung aus barocken Klängen von Georg Friedrich Händel und modernen Klassikern wie „The Pink Panther“ von Henry Mancini füllten die fünf Musiker das Forum St. Pankratius mit einer Klangpracht, die beim Publikum auf große Resonanz stieß. Mit rund 200 Besuchern, die auch das „Steigerlied“ in dem Arragement von Martin Schröder bestaunen konnten, war dieser Abend der bestbesuchte der gesamten Reihe.

Den Abschluss der „Sommerklänge 2024“ bildete am 27. August ein Liederabend, bei dem der Sänger und Stimmbildner im Pastoralverbund Iserlohn, Hanno Kreft und Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke am Flügel gemeinsam auftraten. Das Duo führte das Publikum mit Beethovens Liederzyklus „An die ferne Geliebte“ und Schumanns „Dichterliebe“ durch die Höhen und Tiefen der romantischen Musik. Die beiden Musiker boten eine fein abgestimmte Darbietung, die das Publikum mit langanhaltendem Applaus würdigte.

Die „Sommerklänge 2024“ zeigten erneut, wie vielseitig klassische Musik sein kann. Die Konzertreihe in Iserlohn hat sich auch in diesem Jahr als ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens der Region etabliert und bot Musikliebhabern eine Reihe von besonderen Erlebnissen. Bereits jetzt wird mit Vorfreude auf das kommende Jahr geblickt, in dem die „Sommerklänge“ erneut die Vielfalt der klassischen Musik präsentieren werden.