Iserlohn. Wie das große ökumenische Gemeinschaftsprojekt zu Weihnachten in Iserlohn, die Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium, angekommen ist.
Fünf Chöre, vier Solisten, drei Kantaten, zwei Konfessionen, eine frohe Botschaft – so lautete die Ankündigung für die Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium, das große ökumenische Gemeinschaftsprojekt zu Weihnachten in Iserlohn. Jetzt lässt sich hinzufügen: und ein großer Erfolg. Denn mehr als 500 Besucherinnen und Besucher lockte die Aufführung am Montagabend in die katholische St.-Aloysius-Kirche.
Weltliche Musik zu Weihnachten gibt es viel. Aber bei den geistlich-kirchlichen Werken gibt es eigentlich nur einen Klassiker: das Bach’sche Weihnachtsoratorium. Ein ebenso großes wie großartiges Werk. Mit einem fulminanten Anfang: Das „Jauchzet, frohlocket“ des Chores, von Pauken und Blechbläsern eindrucksvoll unterstützt, fasst die Botschaft von der Geburt Christi, der Weihnachtsgeschichte, zusammen und stimmt auf das Gesamtwerk mit seinen sechs Teilen hervorragend ein; am Montagabend kamen in der festlich geschmückten Aloysius-Kirche die Teile I bis III zur Aufführung.
„Die Rezitative tragen die Geschichte vor; die Arien reflektieren sie“, stellt Kirchenmusikdirektor Hanns-Peter Springer von der evangelischen Kirche heraus – eine Aufgabe, die die 80 Sängerinnen und Sänger von der Evangelischen Kantorei Iserlohn, vom Jungen Chor 5nach5, vom Collegium Vocale, vom Jungen Chor und vom Kammerchor des Pastoralverbunds Iserlohn bestens meisterten. Bei den Arien glänzten Merle Bader (Sopran), Anna Kristina Naechster (Alt), Leonhard Reso (Tenor) und Andreas Elias Post (Bass). In der Leitung wie an der Truhenorgel wechselten sich Hanns-Peter Springer, Ute Springer und Tobias Leschke von katholischer Seite jeweils ab.
Ein echter Weihnachtsmoment zum Abschluss
„Gemeinsam sind wir stark“, hatte Tobias Leschke die ökumenische Zusammenarbeit erklärt – zumal die Oberste Stadtkirche der Protestanten wegen der Restaurierung als Aufführungsort ausfiel. Leschke dankte zudem dem Erzbistum Paderborn, der Sparkasse Iserlohn und dem städtischen Kulturbüro für die finanzielle Unterstützung.
Am Ende feierte das Publikum im Stehen mit minutenlangem Applaus die Ausführenden – und gemeinsam stimmten alle „O, Du fröhliche“ an – ein echter Weihnachtsmoment.
Iserlohn. Die Chöre der Kantorei und der Musica Sacra führen am zweiten Weihnachtstag das Werk gemeinsam in St. Aloysius in Iserlohn auf.
Überbordender Weihnachtsjubel klingt aus dem Saal des Pankratius-Forums. Aus 80 Kehlen erklingt der berühmte Chor aus Bachs Weihnachtsoratorium „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“. Kantor Tobias Leschke steht am Notenpult und geht bereits in die Feinheiten dieses mächtigen, fugenartig angelegten Stückes: frische, präzise Einsätze, klare Intonation und die richtigen Atemzäsuren, damit die langgezogenen, perlenden Koloraturen das Publikum am zweiten Weihnachtstag mit genau der Weihnachtsfreude anstecken, wie Bach sie schon 1734 bei der Uraufführung vor Ohren hatte.
Dabei ist es gerade diese ansteckende Freude, die man den Iserlohner Sängerinnen und Sängern gar nicht erst einimpfen muss. Jedem ist bewusst, dass er gerade bei einem ganz besonderen Projekt dabei ist, und die Freude darüber, dass hier etwas Neues und Großes entsteht, war am vergangenen Probenwochenende allgegenwärtig. Erstmals in der Geschichte der Stadt haben sich die Chöre der evangelischen Kantorei und der katholischen Musica Sacra zusammengetan, um dieses Monument der barocken Kirchenmusik gemeinsam zum Klingen zu bringen.
Hanns-Peter Springer: „Wir setzen hier gerade sicherlich Maßstäbe für die Zukunft“
„Wir setzen hier gerade sicherlich Maßstäbe für die Zukunft“, ordnet Hanns-Peter Springer, Leiter der evangelischen Kantorei an der Obersten Stadtkirche, das Projekt ein. Mit seiner Frau Ute Springer arbeitet er bereits seit mehr als 20 Jahren sehr aktiv an einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit seinen katholischen Kollegen an der Aloysius-Kirche und ist in Sachen Ökumene in Iserlohn oftmals vorangeschritten. Er nimmt eine ungeheure Offenheit und Bereitschaft auf beiden Seiten wahr. „Das machen wir doch jetzt öfter, oder?“, laute die typische Reaktion aus den Reihen der Teilnehmer.
Auch Tobias Leschke, Leiter der katholischen Musica Sacra, ist begeistert von dem, was gerade passiert – nicht nur musikalisch, sondern auch stimmungsmäßig auf der sozialen Ebene zwischen den katholischen und evangelischen Chören. „Jauchzet frohlocket, auf singet ihr Chöre“, heißt es da in dem berühmten Anfangschor. Und das muss man den vielen höchst motivierten Sängerinnen und Sängern nicht zwei Mal sagen.
Tobias Leschke: „Einen besseren Nach-Corona-Start kann man sich gar nicht wünschen“
Vor fünf Jahren hatte es bereits eine erste Weihnachts-Kooperation gegeben. 2017 hatten sich die Kantorei und die Musica Sacra – damals noch unter der Leitung von Christopher Brauckmann – ergänzt, um nacheinander alle sechs Teile des Weihnachtsoratoriums in Iserlohn an den beiden Kirchen aufzuführen. Nun sei aber die Zeit reif gewesen, um sich richtig zusammenzutun, sagt Tobias Leschke. Schon sehr früh sei bei den gemeinsamen Planungen klar gewesen, dass beide Seiten nach Corona die ersten drei Teile des Oratoriums singen wollen. Die renovierungsbedingte Schließung der Obersten Stadtkirche habe dann zusätzlich die Weichen gestellt, so dass die Kirchenmusiker in Iserlohns Innenstadt ihre Kräfte zusammengelegt haben.
Beteiligt sind das „Collegium Vocale“ und der Kammerchor an St. Aloysius katholischerseits sowie die Kantorei Iserlohn und der „Junge Chor 5nach5“ von evangelischer Seite und ergeben einen großen und prachtvollen Chor mit rein Iserlohner Stimmen, wie man ihn lange nicht in der Innenstadt gehört hat.
Jeder der drei Kirchenmusiker dirigiert einen Oratoriums-Teil
Ute Springer dirigiert den ersten Teil, Hanns-Peter Springer den zweiten und Tobias Leschke den dritten. „Einen besseren Nach-Corona-Start kann man sich gar nicht wünschen“, sagt Leschke.
Eine Selbstverständlichkeit ist eine solche Kooperation nach wie vor nicht. Letztlich treffen hier ja auch zwei immer noch sehr unterschiedliche musikalische Traditionen aufeinander. Für die evangelischen Chöre gehört Bachs „WO“ sozusagen zur natürlichen DNA – ein alljährlich wiederkehrender Höhepunkt. In der Kantorei gibt es erfahrene Sänger, die das Werk ohne Übertreibung schon an die 60 Mal gesungen haben. Für die meisten Katholiken ist es hingegen gänzlich neu. Bestes Beispiel dafür ist Tobias Leschke selbst, der das Weihnachtsoratorium bisher nur aus dem Studium kannte und nun erstmals direkt daran beteiligt ist.
Das macht das Projekt ebenso spannend wie die Zusammensetzung der Generationen. Die „5nach5er“ machen größtenteils erstmals Bekanntschaft mit der barocken Klangwelt, die jungen Männer des Chores singen erstmals im Bass, man lernt voneinander, und auch das weckt eine große Begeisterung für die Musik. „Es kommt vieles zusammen“, sagt Hanns-Peter Springer, der mit seinen Sängerinnen und Sängern auch erstmals in dem riesigen und mächtig nachhallenden Raum der Aloysius-Kirche singen wird – Neuland, wo man nur hinschaut.
Freier Eintritt in die geheizte Aloysius-Kirche
„Alles das macht etwas mit uns“, sagt Springer, und meint auch und vor allem diese erhebende und alles überstrahlende Musik mit ihrer starken Aussage. Sich als Christ hinzustellen und diesen unbändigen Weihnachtsjubel freudig und selbstbewusst hinauszurufen – auch das sei heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Genau darauf darf sich das Publikum am zweiten Weihnachtstag aber freuen. Ab 17 Uhr werden die ersten drei Teile am 26. Dezember in der geheizten Aloysius-Kirche erklingen. Als Solisten wirken Merle Bader (Sopran), Anna Kristina Naechster (Alt), Leonhard Reso (Tenor) und Andreas Elias Post (Bass) mit. Begleitet werden Chor und Solisten vom „Ensemble Ghiribizzo“, mit dem Tobias Leschke schon öfter zusammengearbeitet hat. Der Eintritt – auch das ist neu – ist frei. Durch erhebliche Zuschüsse des Bistums Paderborn, der Stadt Iserlohn und der Sparkasse Iserlohn bleibt nur eine kleine Lücke bei der Finanzierung der Aufführung, die durch eine Kollekte am Ausgang gefüllt werden soll. Es gibt also keinen Vorverkauf und keine Platzreservierungen: Alle sind eingeladen, einfach zu kommen und sich anstecken zu lassen.
Das Weihnachtsoratorium ist das wohl populärste geistliche Werk des Leipziger Thomaskantors. In seinen sechs Teilen, die ursprünglich in den Gottesdiensten zwischen dem ersten Weihnachtstag und dem Epiphaniasfest aufgeführt wurden, erzählt das Werk von der Geburt Christi, der Freude der Hirten, der Beschneidung, der Anbetung der drei Weisen und der Verfolgung durch Herodes.
Der monumentale Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“ stellt für manche Bach-Liebhaber und -Liebhaberinnen das Weihnachtsfest schlechthin dar.
Wenn evangelische und katholische Chöre unserer Gemeinden sich für die Teile I-III der Komposition erstmals zusammenfinden, beschreiten sie ein neues Kapitel ökumenischer Zusammenarbeit und bekräftigen ihren Willen zum gemeinsamen Lobpreis.
Der Eintritt ist frei, wir bitten um Spenden zur Deckung der Kosten.
Auch im Jahr 2022 wird vom Fachbereich Kirchenmusik ein musikalischer Adventskalender aus unterschiedlichen Orten des Erzbistums Paderborn bereitgestellt.
Viele der ca. 42 hauptamtlichen Kirchenmusiker beteiligen sich: Orgel, Sologesang, Chor, Kinder- und Jugendchor sowie weitere Instrumente erklingen. Auf dem Programm stehen klassisch-adventliche Gesänge sowie Musik von Bach und Buxtehude, aber auch moderne Klänge von John Rutter bis hin zu Olivier Messiaen. Der Adventskalender kann ab dem 1.12.2022 hier abgerufen werden.
Anbei werden die Orte aufgezählt, aus denen der musikalische Adventsgruß kommt: Bad Driburg, Büren, Dortmund, Erwitte, Hamm, Iserlohn, Meschede, Olpe, Rheda, Soest, Siegen, Unna, Warstein, Witten. Die beteiligten Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker sind Jan Blahuta (Warstein), Ralf Borghoff (Erwitte), Simon Brüggeshemke (Bad Driburg), Franziska Classen (Unna), Harald Gokus (Rheda), Barbara Grundhoff (Meschede), Johannes Krutmann (Hamm), Helga Lange (Siegen), Tobias Leschke (Iserlohn), Stefan Madrzak (Soest), Michael Schultheis (Hagen), Jürgen Seufert (Olpe), Johannes Trümpler (Schwerte), Christian Vorbeck (Witten) und Stephan Wenzel (Büren).
Romfahrt des Jungen Chores im PV Iserlohn vom 02.10.2022 bis 06.10.2022
Nach einer zweijährigen pandemiebedingten Wartezeit war es nun endlich so weit. Die Vorfreude steigerte sich von Woche zu Woche, und so recht konnten wir es auch nicht glauben, aber tatsächlich landeten wir am Sonntagabend nahezu pünktlich auf dem Aeroporto di Roma Fiumicino ‘Leonardo da Vinci’ in der ewigen Stadt Rom.
Von hier an begann eine Reise, von der niemand ahnen konnte, wie sehr sie für uns alle unvergesslich wurde.
Man kennt seine Mitsingenden von der Chorprobe und von Auftritten. Dass die Chemie zwischen allen stimmt, war schon immer klar, aber die Fahrt nach Rom hat uns gezeigt, dass wir mehr als nur ein Chor, nämlich eine sehr starke Gemeinschaft – eine echte „Gruppo“ – sind.
Beginnend bei den Fahrgemeinschaften zum Flughafen und den gemeinsamen Abendessen (jeden Tag in einem anderen Viertel Roms) haben wir den Großteil der Zeit gemeinsam verbracht und uns nochmal besser kennen und schätzen gelernt.
Zu verdanken hat der Junge Chor im Pastoralverbund Iserlohn diese wunderbare Erfahrung nicht nur der hervorragenden Planung und Reiseleitung, sondern auch der Stadt Rom selbst und dem Apostel Petrus höchstpersönlich. Ihm wird ja nachgesagt, dass er verantwortlich für das Wetter sei, und für uns hat er in dieser Woche sein Bestes gegeben – Strahlender Sonnenschein und spätsommerliche Wärme haben die Schönheiten dieser einzigartigen Stadt erstrahlen lassen: Kolosseum, Forum Romanum, Fontana di Trevi und Piazza Navona brachten im Sonnenschein ihre Schönheiten in unfassbarer Weise hervor. Die Generalaudienz am Mittwochmorgen auf dem Petersplatz, bei der unser Chor den Heiligen Vater – Papst Franziskus – sehr nah erleben durfte, war sicherlich ein herausragendes Erlebnis unserer Fahrt. Und das anschließende Mittagessen in der Hostaria „I Quattro Mori“, in der auch schon Päpste essen waren und in der nur die Wahl zwischen „Carne“ (Fleisch) oder „Pesce“ (Fisch) erfolgt, hat diesen besonderen Tag auch kulinarisch abgerundet.
Das absolut größte und für uns alle prägendste Ereignis war jedoch die Chorprobe mit anschließendem Auftritt unseres Chores in der wunderschönen Kirche Santa Maria dell´Anima der deutschsprachigen Katholiken in Rom. Es war ein erhabenes Gefühl, als kleiner Iserlohner Chor in der heiligen Stadt singen und die Abendmesse gestalten zu dürfen. Das anschließende Konzert unseres Chorleiters und Dekanatskirchenmusikers Tobias Leschke an der Orgel zusammen mit unserer ehemaligen Stimmbildnerin, der Sopranistin Anna Kristina Naechster, in dieser wunderschönen Umgebung war definitiv das absolute Highlight dieser wundervollen fünf Tage in Rom.
Nichts konnte jemals die Gemeinschaft dieses Chores so sehr stärken wie die Reise nach Rom, die für alle unvergessen bleiben wird.
Im Jahr 2022 ist die erfolgreiche Reihe der Sommerklänge in Iserlohn fortgeführt worden. Wie auch in den vergangenen Jahren war es eine bunte Mischung aus Formaten, die die Reihe auf unterschiedlichste Weise attraktiv machte. Den Auftakt gestaltete Tobias Leschke mit einem Orgelkonzert. Unter dem Motto: „Von Apokalypse bis Allegro – Man soll die Feste feiern wie sie fallen“, präsentierte Leschke an der Orgel atemberaubende Werke klassischer und zeitgenössischer Komponisten. Sie hätten entweder in diesem Jahr einen „runden“ Geburtstag gefeiert, oder es gibt ein Gedenken an sie wegen eines besonderen Todestages. Das Ensemble “Ruhrcharme” bestritt das zweite Konzert. Die
Sängerinnen nutzten die besondere Akustik der Kirche St. Aloysius eindrucksvoll. Sie begannen ihr Konzert mit einem A-Cappella-Satz von Mendelssohn. Zusammen mit der Pianistin und Organistin Katharina Königsfeld hatten die drei Sängerinnen ein Programm vorbereitet, das sich am besten mit maximalem Abwechslungsreichtum beschreiben lässt. Die Stile reichten vom frühen italienischen Barock bis zur französischen Moderne und vom streng-protestantischen geistlichen Lied bis zu lockeren Spirituals.
Das besondere Glück zu haben, neben einer großen Kirche auch einen wunderbaren Saal mit einem farbenreichen Flügel der Firma Förster bespielen zu dürfen, ermöglichte erneut zwei kammermusikalische Abende im großen Saal des Forums St. Pankratius. Xenia Preisenberger und der ehemalige Dekanatskirchenmusiker Christopher Brauckmann gestalteten einen Liederabend, den sie nach dem Lied von Johannes Brahms „Meine Liebe ist grün“ benannten. Neben den eindrucksvollen Liedinterpretationen waren zudem drei Impromptus von Schubert zu erleben. In ihrem Sonderkonzert unter dem Titel “Sonate!” spielten Daria Burlak und Elisabeth Natzel drei berühmte Sonaten der Musikgeschichte. Unter anderem war die große Sonate in A-Dur für Geige und Klavier von César Franck zu hören, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr begangen wird. Den Abschluss der diesjährigen Reihe machte der junge Kölner Organist Dominik Tukaj, der derzeit in Paris studiert, auf besonders virtuose Art und Weise. Berühmte Werke,wie die kraftvolle 6. Symphonie von Charles-Marie Widor oder die spielfreudige Triosonate in e-Moll von Johann Sebastian Bach beeindruckten das Iserlohner Publikum und ließen die Vorfreude auf weitere Sommerklänge steigen.
Iserlohn. Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke hat die Iserlohner „Sommerklänge“ mit einem fulminanten Konzert in der St.-Aloysius-Kirche eröffnet.
Was für ein fulminanter Auftakt der diesjährigen „Sommerklänge-Reihe“ in der St.-Aloysius-Kirche. Dorthin hatte am Dienstag Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke eingeladen.
Unter dem Motto: „Von Apokalypse bis Allegro – Man soll die Feste feiern, wie sie fallen“, präsentierte Leschke an der Orgel des Gotteshauses atemberaubende Werke klassischer und zeitgenössischer Komponisten. Sie hätten entweder in diesem Jahr einen „runden“ Geburtstag gefeiert, oder es gibt ein Gedenken an sie wegen eines besonderen Todestages.
Mit dem Stück „Entrée en forme de carillon“ von Théodore Dubois (1837-1924) setzte Tobias Leschke gleich zu Beginn ein erstes Ausrufezeichen. Das Stück beinhaltet ein kleines Glockenspiel, eingebettet in ein opulentes Beiwerk. Schon jetzt lässt sich erahnen, über welche Bandbreite die Orgel von St. Aloysius verfügt. Das dreimanualige Instrument (Hauptwerk, Rückpositiv, Schwellwerk) und die Pedale wurden in den Jahren 1924/1925 durch das Unternehmen A. Feith (Paderborn) gebaut und erfuhr 2005 eine Generalreinigung durch die Werler Orgelbaufirma F. Stockmann.
Immense Klangvielfalt ausgeschöpft
Auch das zweite Stück, „Sonate I, op. 65/1“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847), dessen 175. Todestag sich 2022 jährt, fügt sich nahtlos an das aufrüttelnde und atemberaubende Werk von Dubois an. Tobias Leschke schöpft zwischen „Allegro moderato“ und „Allegro assai vivace“ die immense Klangvielfalt des Instrumentes aus.
Fast wie ein Fremdkörper wirkt die Komposition „Nach der Apokalyptik – Toccata und Vision“ des 1950 geborenen Komponisten Enjott Schneider. Er schrieb das Stück während der Corona-Pandemie. Auf den Zuhörer wirkt es fremd, Leise- und Lautpassagen wechseln sich mit scheinbaren Disharmonien ab und dokumentieren so die Unruhe, Unsicherheit und Zerrissenheit, die Corona über die Menschen brachte. Gleichwohl mündet das Stück in eine versöhnliche und harmonische Vision, dass die Menschheit es schafft, die Corona-Krise zu überwinden.
Vor 150 Jahren wurde die „Präludium und Fuge über den Namen B-A-C-H“ aus der Feder von Franz Liszt das erste Mal gedruckt. Liszt komponierte es für die Einweihung der renovierten Orgel des Merseburger Doms. Das Manuskript wurde jedoch erst nach dem Festkonzert fertig, die Erstausgabe erschien um 1859 in Holland. Heute wird das Werk vor allem in seiner zweiten Fassung von 1872 gespielt. Das gut zwölfminütige Stück überzeugt durch große formale Geschlossenheit und, releativ zum spieltechnischen Aufwand, überwältigende Dramaturgie, die alle klanglichen Facetten der Aloysius-Orgel zur Wirkung kommen lässt.
Oliver Messiaen (1908-1992) komponierte „IV. Prière du Christ montant vers son père, aus L’Ascension (Himmelfahrt)“. Das Stück besticht durch seine Spiritualität und lässt den Zuhörer viel Raum für eigene Interpretationen.
Heiteres Werk entlässt in lauen Sommerabend
Einen wahrhaft brillanten Schlusspunkt setzte Leschke mit „Allegro brilliante“ von Vicenzo Antonio Petrali (1832-1898). Das heitere Werk perlt wie ein leicht gekühlter Prosecco und ist bestens geeignet, um nach dem Konzertgenuss in einen lauen Sommerabend zu gehen und sich schon jetzt auf die zweite „Sommerklänge“-Veranstaltung zu freuen. Am Dienstag, 9. August, gastiert das Ensemble „Ruhrcharme“ in der Kirche St. Aloysius.
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