Presse

“Freut euch” mitten in der Pandemie

15. Dezember, 2020

Aktuelle Corona-Entwicklung ist auch bei „Geistlicher Abendmusik“ besondere Herausforderung

Trotz der Pandemie war die stimmungsvoll erleuchtete Aloysius-Kirche am dritten Adventssonntag gut besucht.

Trotz der Pandemie war die stimmungsvoll erleuchtete Aloysius-Kirche am dritten Adventssonntag gut besucht.
Anna Kristina Naechster sang Arien und Lieder. <b>Max Winkler</b>

Anna Kristina Naechster sang Arien und Lieder. Max Winkler

Hubert Schmalor

Iserlohn In der anheimelnd mit viel Kerzenlicht beleuchteten Aloysius-Kirche wurde am dritten Advent mit einer musikalischen Andacht die Reihe der „Geistliche Abendmusiken“ fortgesetzt. Mit „Gaudete – Freuet euch“ sind die Lesetexte des dritten Advents überschrieben und stellen, so Tobias Leschke in seiner Begrüßung, eine besondere Herausforderung angesichts der gerade an diesem Tag bekannt gewordenen weiteren Beschränkungen in der Zeit der Corona-Pandemie dar.

Choräle und Lieder stimmen auf die Weihnachtszeit ein

Diese Herausforderung anzunehmen und mit Hilfe der Musik und biblischer Lesungen für die nach Zuversicht, Trost und Zuspruch suchenden Gläubigen positiv zu wenden, war somit eine aktuelle, neben der Einstimmung auf die Weihnachtszeit, zusätzliche Absicht der Veranstalter. Diese hatten ein Programm aus Chorälen, Kantaten (Bach), Arien (Vivaldi und Händel) und weiteren adventlichen Liedern (Brahms und Cornelius) zusammen gesellt, das mit den eingestreuten Lesungstexten von Pastor Frederic Kernbach hervorragend korrespondierte und den tiefen Gehalt aber auch die Dynamik der Weihnachtsgeschichte zur Geltung brachte. Anna Kristina Naechster (Sopran), im musikalischen Umfeld der Aloysius-Kirche längst eine feste Größe, die Bratschistin Jutta Bednarz und Daria Buriak (Orgel/Klavier) gestalteten das Programm von der Orgelempore aus, meist in Triobesetzung, sehr versiert, mit großem musikalischen Einfühlungsvermögen und technischer Präzision. Kompliment an die jungen Musikerinnen, von denen sicher, nicht nur im regionalen Umfeld, in Zukunft noch verstärkt zu hören sein wird. Ein dankbarer und herzlicher Beifall der doch trotz aller Widrigkeiten zahlreich erschienen Besucher war dann auch der verdiente Lohn für das insgesamt sehr stimmige Gesamtkonzept.

Ob die nächste Veranstaltung der Reihe am 26. Dezember noch zum Tragen kommt, hängt von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab. Informationen hierzu bittet der Veranstalter der örtlichen Presse zu entnehmen.

 

Mehr Andacht als ein Konzert

1. Dezember, 2020
Lisa Richter und Fabian Reichart eröffnen mit geistlicher Abendmusik den Advent in St. Aloysius
 
Fabian Reichert und Lisa Richter hatten sich Beethovens „Tochter Zion“-Variationen für den Start in den Advent ausgesucht.                                              <b>Dennis Echtermann</b>

Fabian Reichert und Lisa Richter hatten sich Beethovens „Tochter Zion“-Variationen für den Start in den Advent ausgesucht. Dennis Echtermann

Hubert Schmalor

Iserlohn Mit einer musikalischen Andacht unter Mitwirkung von Lisa Richter (Klavier) und Fabian Reichart (Cello) hat am frühen Samstagabend in der Kirche St. Aloysius die Adventszeit begonnen. Dabei war Tobias Leschke als Veranstalter der notwendige Spagat zwischen einer in der derzeitigen Phase der Covid-Pandemie erlaubten Andacht und einem nicht zugelassenen Konzert durchaus bewusst. Es wurde kein Eintritt genommen, auf Applaus sollte verzichtet werden, und die von Leschke vorgetragenen anregenden und gleichzeitig nachdenklichen adventlichen Texte unterstrichen ebenso den gottesdienstähnlichen Charakter. Auch mit den zwölf Variationen über ein Thema aus Händels Oratorium Judas Maccabäus von Beethoven, Kirchgängern eher als „Tochter Zion“ bekannt, wurde ein gewichtiger Bezug auf die beginnende Adventszeit hergestellt und diese somit stimmungsvoll eröffnet.

Selten zu hören, weil sie so anspruchsvoll sind

Die Variationen über „Tochter Zion“ von Beethoven sind relativ selten zu hören, da sich viele Interpreten den hohen technischen Anforderungen nur ungern zuwenden, kann man dieses Werk doch lediglich in der relativ kurzen (Vor-)Weihnachtszeit öffentlich präsentieren. Die immer wiederkehrend zitierte bekannte Melodie bot dabei eine wohltuende Orientierung, wobei der filigrane Charakter einiger Variationen durch die bekanntermaßen schwierige Überakustik der St.-Aloysius-Kirche leider nicht ausreichend klar zur Geltung kommen konnte.

Die Interpreten des Abends, Lisa Richter und Fabian Reichart, begannen gemeinsam im Jahr 2015 als Instrumentallehrer an der Musikschule Iserlohn und bereichern, nicht erst seitdem, sowohl mit ihren kammermusikalischen und solistischen Auftritten als auch mit ihrer pädagogischen Arbeit die regionale und überregionale Musikszene. Sie meisterten an diesem Abend nicht nur die einführenden adventlichen Variationen, sondern auch die dann folgende, ebenfalls sehr anspruchsvolle Sonate für Cello und Klavier in C-Dur von Ludwig van Beethoven und den ersten Satz aus der Sonate a-Moll von Edvard Grieg sowohl technisch als auch musikalisch absolut souverän, in der Abstimmung präzise und gestalterisch sehr einfühlsam. Während die aus dem Spätwerk Beethovens stammende C-Dur-Sonate durch ihre eigenwillige formale Anlage und die kapriziöse Themengestaltung bereits erste Wege zur Romantik aufzeigt, kann die Grieg-Sonate bereits mit ausgesprochener Expressivität und romantischer Klangentfaltung aufwarten.

Publikum kann sich kurzen Applaus nicht verkneifen

So war es nicht verwunderlich, dass die zahlreich erschienenen Zuhörer, natürlich auf ausreichend Abstand platziert und durchgängig mit Mund-Nasen-Schutz ausgestattet, sich dann nach den letzten Klängen doch nicht einen kurzen aber sehr herzlichen Beifall verkneifen konnten und sicherlich auch der nächsten geistlichen Abendmusik am Sonntag, 13. Dezember, in der Kirche St. Aloysius mit Vorfreude entgegensehen.

 
 

Wenn Musik und Gesang verstummt…

27. November, 2020

Viele Veranstaltungen musste Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke wegen Corona streichen Foto: Annabell Jatzke

Ein umfangreiches Programm hatte Tobias Leschke für 2020 ausgearbeitet, die Pandemie machte ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung. Foto: Annabell Jatzke
veröffentlicht am 27.11.2020
Lesezeit: ungefähr 4 Minuten

Dekanat Märkisches Sauerland. Viel gehofft, gebangt und gekämpft hat Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke in den letzten Wochen und Monaten. Musik ist für den 29-Jährigen nicht nur beruflich alles. Natürlich musste er in Zeiten der Corona- Pandemie herbe Rückschläge entgegennehmen. 

Als einer der Ersten nahm Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke im Dekanat Märkisches Sauerland den Probenbetrieb seiner Chöre nach dem ersten Lockdown wieder auf. Im August probte Leschke unter bestimmten Voraussetzungen wieder mit dem Jungen Chor Iserlohn und dem Collegium Vocale Iserlohn. Der Grundtenor war dabei positiv. Die meisten Chormitglieder freute es, dass es endlich wieder weitergehen konnte. Verbindet die Musik doch sehr. Selbstverständlich hatte Leschke seinerzeit auch mit kritischen Stimmen zu kämpfen. Er kommuniziert öffentlich, dass es zwar ein gewisses Restrisiko beim Proben gibt, aber jeder dies für sich selbst entscheiden müsse. 

Wechselbad der Gefühle 

Dann folgte Ende Oktober mit der zweiten Welle wieder die Einstellung der Probenarbeit. Beide Chöre stellten die Proben zeitgleich aufgrund von steigenden Infektionszahlen eigenverantwortlich ein. Zunächst hatten die Chöre es in Erwägung gezogen, die Proben vom Pankratius- Forum wegen des Platzangebotes in die benachbarte St.-Aloysius- Kirche zu verlegen. Die Entscheidung vom Erzbistum Paderborn, die wenige Tage später getroffen wurde, untersagte die Proben dann offiziell. 

Angst, Hoffnung, Enttäuschung – ein wahres Wechselbad der Gefühle, in dem sich auch Tobias Leschke befindet. Und gerade die Enttäuschung war besonders groß. „Man stellt sich langsam die Frage, wozu bin ich da?“, so Leschke, dem im Bereich der Kirchenmusik, für den er eingestellt wurde, in Pandemie- Zeiten die Hände gebunden sind. Natürlich bleibt sein Terminkalender nicht  gänzlich leer. „Nur ist er nicht so gefüllt, wie ich mir das wünsche“, so Leschke, der für die Musik brennt. Sitzungen und Verwaltungstätigkeiten  sowie die Nachwuchsförderung an der Orgel bleiben. Aber was heute noch erlaubt ist, ist morgen schon wieder überdacht – vieles ändert sich im Moment täglich.

Kein Ersatz für Live-Erfahrung

Alternativen zur Chorprobe vor Ort gibt es nicht unbedingt. Leschkes Chöre arbeiten an Youtube- Videos, in denen möglichst viele Stimmen daheim aufgenommen werden. Und auf dem Youtube- Kanal des Erzbistums beispielsweise gibt es regelmäßig Orgelvideos. Aber was ist das alles gegen die Live- Erfahrung? Bei den Chorproben wird auch die Gemeinschaft ganz groß geschrieben – und die leidet bei Social Distancing natürlich. 

Leschke persönlich schmerzt am meisten der Ausfall des Mozart- Requiems. Dieses sollte anlässlich des 75. Jahresgedenkens des Endes des Zweiten Weltkrieges am 8. November unter dem Motto „Et Lux perpetua luceat eis“ in St. Aloysius aufgeführt werden. Die beteiligten Chöre des Pastoralverbundes Iserlohn sowie Solisten und Orchester hatten unter der Leitung von Leschke bereits ein Viertel des Werkes eifrig einstudiert. Aufgrund der Einschränkungen musste die Veranstaltung dann aber leider ausfallen und stattdessen fand nur eine musikalische Andacht statt.

Adventszeit ohne Musik unvorstellbar

Musikalische Andachten sind erlaubt, Konzerte hingegen nicht. Am 13. Dezember wird in St. Aloysius unter dem Titel „Ich verkündige euch eine große Freude“ zu einer weiteren musikalischen Andacht im Advent eingeladen. Und auch am zweiten Weihnachtsfeiertag bietet die Gemeinde eine musikalische Andacht unter dem Motto „A  ceremony of nine lessons and carols“. Die Veranstaltungen fangen jeweils um 17.00 Uhr an. 

Dank der musikalischen Andachten ertönt wenigstens etwas Musik in der Advents- und Weihnachtszeit. Weihnachten ohne Musik und Gesang, das geht nach Aussage von Leschke nicht. Genauso schwer findet er es, Gottesdienste ganz ohne Musik und Gesang zu gestalten. „Die Adventszeit steht und fällt mit den Liedern“, so Leschke, der sich natürlich auch bewusst ist, dass man in der aktuellen Zeit nicht lautstark und voller Überzeugung „Macht hoch die Tür“ oder „Tochter Zion“ singen kann. Einerseits aufgrund der Einschränkungen, andererseits ist die Vorfreude aufs Fest in diesem Jahr durch die Pandemie getrübt. 

Mit einem Wunsch wird Leschke dann sicherlich Silvester ins neue Jahr starten: dass endlich der Probenbetrieb wieder aufgenommen werden kann und dass man explizit für Konzerte Programme einstudieren kann. Die Hoffnung ist allerdings auch ein Stück weit gebremst. Für das erste Halbjahr sieht Leschke erst mal noch keine rosige Zeit vo raus. Aber die Hoffnung stirbt gewissermaßen zuletzt.


Donnernder Applaus für Bläser

6. Oktober, 2020

 

Ein vielfältiges Programm von Bach bis Richard Strauss, oft sehr symphonisch angelegt, wie bei Dvoraks „Symphonie aus der neuen Welt“ und ausgesprochen farbenreich musiziert, hat Stefan Beumers am Sonntag mit seinen Bläsern in der Aloysius-Kirche gespielt. Eigentlich als Jubiläumskonzert für „Iserlohn Brass“ geplant, fiel das Konzert nun unter dem Titel „Friends in Brass“ in der Besetzung etwas kleiner, aber keineswegs weniger begeisternd aus. Mit rund 120 Gästen kam die Aloysius-Kirche an ihre derzeitigen Kapazitätsgrenzen. Am Ende gab es donnernden Applaus.


Singen? Erlaubt aber im Grunde unmöglich

29. August, 2020

Die ambitionierteren Chöre in den Kirchen nehmen die Proben unter Corona-Bedingungen wieder vorsichtig auf. Bei den traditionellen Vereinen ist hingegen zu befürchten, dass rund ein Jahr Pause die Chorlandschaft verändert

Anna-Kristina Naechster übernimmt die Stimmbildung im Jungen Chor an St. Aloysius. Mit dem gebotenen Abstand und offenen Fenstern ist das in der kleinen Gruppe wieder möglich. <b>Michael May</b>

Auch die Seniorenkantorei von Hanns-Peter Springer singt wieder gemeinsam – so lange es möglich ist, im Kirchgarten der Obersten Stadtkirche.

 
Anna-Kristina Naechster übernimmt die Stimmbildung im Jungen Chor an St. Aloysius. Mit dem gebotenen Abstand und offenen Fenstern ist das in der kleinen Gruppe wieder möglich. Michael May
 

Ralf Tiemann

Iserlohn Vier Meter nach vorn, drei Meter zur Seite – so lauten aktuell die Abstandsregeln, wenn man gemeinsam singen möchte. Man kann sich ausrechnen, was für Räume man braucht, wenn man schon mit einem kleineren Chor von 20 bis 25 Sängern proben möchte – geschweige denn auftreten. Singen? Ist grundsätzlich erlaubt, unter diesen Umständen aber schlichtweg nicht möglich – jedenfalls für kleinere Chöre, die sich zum Spaß und für die Gemeinschaft treffen

„Das Chorleben ist komplett zum Erliegen gekommen“, sagt Sieglinde Kuhlmann, die irgendwann nach Corona den Vorsitz des Kreischorverbandes Iserlohn übernehmen soll. „Es ist, auf gut Deutsch, eine Scheißsituation“, findet Helmuth Wegener, der coronabedingt den Vorsitz noch inne hat, sehr klare Worte für das, was den Chören in Iserlohn und überall derzeit widerfährt. Es gebe Chöre, die versuchen, draußen etwas zu machen oder per Whatsapp den Kontakt halten. Aber Singen mit den beschriebenen Abständen auf einer Wiese, da höre man gar nichts, das sei eher ein Witz. Und nichts könne am Ende die Gemeinschaft und die Geselligkeit bei den Proben, das normale Chorleben und die Freude am gemeinsamen Singen aufwiegen.

Die soziale Komponente der nun schon seit einem halben Jahr andauernden Chorpause, die nach aller Voraussicht auch noch bis mindestens Ende des Jahres anhalten werde, wiegt auch für Sieglinde Kuhlmann viel schwerer als der musikalische oder der finanzielle Verlust. Gerade für ältere Mitglieder sei der fehlende persönliche Kontakt wirklich schlimm. Die Angst gehe um, dass sich einige ältere und ohnehin schon angeschlagene und überalterte Chöre nach der Pause gar nicht mehr aufraffen können. „Wer weiß, ob wir uns alle danach wieder zusammenfinden werden“, lautet die bange Frage, die sich auch Helmut Wegener stellt. Er habe schon von dem einen oder anderen Chor gehört, bei dem die Zukunft durch Corona wirklich auf der Kippe steht.

Die finanziellen Verluste machten sich inzwischen aber auch deutlich bemerkbar. Denn die Kosten für das Chorleiterhonorar oder die Saalmiete liefen ja weiter. Bei einer Durchschnittsgröße von 20 bis 25 Sängern und einem Jahresbeitrag von pro Kopf 100 Euro habe ein Chor in der Regel nur an die 2500 Euro im Jahr zur Verfügung. Allein das Chorleiterhonorar liege aber bei 300 bis 400 Euro im Monat. „Man kann sich da leicht ausrechnen, dass kein Chor ohne Zusatzeinnahmen aus Konzerten oder Auftritten bei Geburtstagen oder Hochzeiten auskommt“, sagt Wegener. Doch derzeit sei all das ja nicht möglich. Es gebe zwar Finanzhilfen des Landes auch für Vereine für Laienmusik und Brauchtumsvereine, die jeder Chor über den Chorverband beantragen könne, viel sei das aber nicht.

Alma Dauwalther hat sich erstmal von Chören getrennt

Jeder Chor versuche unter diesen Umständen, seine Chorleiter auch in der Krise zu bezahlen. Doch das sei nur für eine begrenzte Zeit möglich. „Meine Chöre waren sehr solidarisch mit mir. Das hat mich sehr gefreut“, sagt etwa Alma Dauwal­ther, die zuletzt fünf Chöre geleitet hat. Fünf Monate hätten sie durchgehalten und seien enger zusammen gerückt. Dann ist die Dirigentin von sich aus auf die Chöre zu gegangen und hat um die Auflösung der Verträge gebeten. „Das ging nicht so weiter“, sagt sie, „ich kann kein Geld für etwas bekommen, was ich nicht tue“. Nun hat sie keinen Chor mehr und bezieht Arbeitslosengeld. Und sie geht davon aus, dass es vielen Chorleiterinnen und Chorleitern ähnlich geht. „So traurig sieht es derzeit aus“, sagt sie. Alles werde gelockert, nur das Singen nicht. „Und gerade das Singen vermissen die älteren Menschen sehr.“ Dennoch blickt sie optimistisch in die Zukunft. „Wir kommen da durch. Viele Chöre unternehmen auch andere Dinge, um den Kontakt zu halten.“ Auch Sieglinde Kuhlmann versucht Optimismus zu verbreiten. „Ich hoffe und glaube, dass die Chöre trotzdem schöne Erlebnisse haben“ – auch wenn es derzeit nicht mit „Gesang direkt in die Herzen der Menschen“ gehe.

Lebenserhaltungsmaßnahmen nach der langen Pause

Etwas anders sieht die Situation bei den großen Kirchenchören aus, denn der Verlust des Gesangs in den Kirchen wiegt sehr schwer, die Festlichkeit geht an vielen Stellen verloren und ein Weihnachtsfest ganz ohne Chöre mag sich niemand so recht vorstellen. Tobias Leschke, Leiter der katholischen Chöre an St. Aloysius, fährt beispielsweise den Probenbetrieb langsam wieder hoch. Mit den 16 Leuten vom Jungen Chor gehe das schon mit dem geforderten Abstand für ein Stündchen bei offenen Fenstern. Auch das große „Collegium Vocale“ möchte er in Kleingruppen bald wieder proben lassen.

„Das sind erst mal Lebenserhaltungsmaßnahmen, wir haben viel zu lange nicht geprobt, und es ist ja kein Ende in Sicht“, befürchtet auch er einen dauerhaften Schaden, wenn es nicht so langsam wieder losgeht. Ein richtiges Ziel für den Chor gebe es noch nicht. „Wir können unter diesen Bedingungen nicht auftreten.“ Was auch für die Kantorei an der Obersten Stadtkirche auf evangelischer Seite gilt. Doch auch da wird schon wieder geprobt, in kleinen Gruppen sowohl bei den Kindern und Jugendlichen als auch bei den Erwachsenen. Und die Seniorenkantorei? „Hallo?! Die ist voll da“, freut sich Kantor Hanns-Peter Springer über die begonnene Probenarbeit im schmucken Kirchgarten über die große Motivation bei den Senioren und die Dankbarkeit der Sängerinnen und Sänger, dass man wieder zusammenkommt.

Der Blick auf die kleineren Kirchenchöre ist aber auch hier eher bange. Die meisten Chöre pausieren bis mindestens Ende des Jahres. Wenn es wieder losgehen sollte, haben sie schon fast ein Jahr Pause hinter sich. Wie das die Chöre und die ganze Chorlandschaft verändert, wird man erst dann sehen. „Es ist zu befürchten, dass Corona wie ein Beschleuniger für die ohnehin schwierige Entwicklung bei den älteren Chören wirkt,“ sagt Leschke.

Ähnliches befürchtet auch Hanno Kreft, der verschiedene Chöre – weltlich und geistlich – leitet und bei dem als Soloselbstständiger als Sänger und Stimmbildner derzeit auch vieles wegbricht. Mit seinem Lüdenscheider Frauenchor probt er derzeit im Stadion, seinen Gerling­ser Kirchenchor versorgt er auf digitale Weise. Seine Beobachtung: „In Corona zeigt sich ganz deutlich, wer wirklich interessiert am Singen ist, und wer nur so mitschwimmt“. Es trenne sich ein wenig die Spreu vom Weizen, und es gebe Chöre, die sehr engagiert von sich aus Wege suchen und finden, um zusammen zu bleiben, und andere, die die Krise wohl nicht überleben werden.

Wie viele andere im Chorgeschäft ärgert auch er sich maßlos über alle, die Corona leugnen, verharmlosen und durch ihr unbedachtes Verhalten viel aufs Spiel setzen. Die Soloselbstständigen seien die zweitgrößte Berufsgruppe in Deutschland, und viele gingen kaputt, wenn sich die Lage wieder verschärfe oder die Normalisierung bei Konzerten und Veranstaltungen zu lange auf sich warten lasse. „Wir müssen lernen, verantwortungsvoll mit dem Nächsten umzugehen. Die Leute denken aber leider nur an sich.“

 

Bloß kein Gesichtszucken

27. August, 2020

Peter Albrecht beendete die Sommerklänge mit einem furiosen Orgelkonzert. Beim Umblättern geht er neue Wege

Pokerface an der Orgel: Peter Albrecht blättert die Noten mit einem Mundzucken um.                                              <b>Ralf Tiemann</b>

Pokerface an der Orgel: Peter Albrecht blättert die Noten mit einem Mundzucken um. Ralf Tiemann

Ralf Tiemann

Iserlohn  Wer am Dienstagabend beim Abschluss der diesjährigen Sommerklänge in der Aloysiuskirche war, konnte zwei ziemlich wuchtige und hochvirtuose Großwerke hören. Der junge Kölner Kantor Peter Albrecht hatte Bachs monumentales Präludium mit Fuge in e und die nicht minder beeindruckende dritte Orgelsymphonie von Louis Vierne ausgesucht, um das ruhig fließende, meditative „Pari Intervallo“ von Arvo Pärt einzurahmen. Ein starkes Programm, bei dem man sich gerade bei den halsbrecherischen Kopf-Werken am Anfang und am Ende einen wild auf der Orgelbank wirbelnden, ackernden und sich verausgabenden Orgelvirtuosen vorstellt. Aber weit gefehlt. So ruhig und regungslos wie am Dienstag hat sich Peter Albrecht vermutlich noch nie zuvor durch ein solches Programm gekämpft. Denn er hat erstmals allermodernste Digitaltechnik als Ersatz für das seit Jahrhunderten gebräuchliche Notenheft verwendet.

Und das geht so: Auf dem Notenpult der Orgel steht ein iPad auf dem Noten zu lesen sind. Anstatt nun umzublättern, was für jeden Musiker eine unangenehme Sache ist und wofür meistens ein zweiter Musiker als Umblätterhilfe anwesend sein muss, muss Albrecht nun nur noch in die richtige Richtung mit dem Mund zucken, und wie von Geisterhand blättert das iPad um. Es verfügt nämlich über eine Gesichtserkennung, bei der der Spieler einstellen kann, worauf die App reagiert. Naserümpfen, Kopf wackeln, Augen aufreißen – Peter Albrecht hat sich für ein dezentes Lippenzucken entschieden. „Ich könnte das nicht“, sagt Iserlohns Kantor Tobias Leschke, der Peter Albrecht nach Iserlohn eingeladen hatte. Dafür sei sein Gesicht beim Spielen zu aktiv. Ob es Peter Albrecht klappen würde, wusste er selbst vorher nicht. Zur Absicherung stand Tobias Leschke das ganze Konzert über mit den gedruckten Noten bereit. „Man kann damit sicherlich auch ganz schön auf die Nase fallen“, befürchtete Peter Albrecht. Es hat dann aber alles bestens geklappt. Der junge Mann erwies sich als echtes Poker-Face auch in den schwersten Stürmen des organistischen Klangwustes. Und es hat sich seinem Gesicht glücklicherweise auch keine Wespe genähert.

Unten war davon wie schon gesagt nichts zu merken. Und so wurde dieses Orgelkonzert ein recht furioser Schlusspunkt einer Sommerklänge-Reihe, von der wegen Corona lange nicht klar war, ob sie wirklich stattfinden kann. Die Entscheidung, die vier Konzerte durchzuziehen, habe sich aber als komplett richtig herausgestellt, wie Kantor Tobias Leschke sagt. Auch wenn die Hygiene-Vorschriften gerade für den Förderverein der Kirchenmusik an Aloysius, der die Konzerte organisiert, erheblich mehr Aufwand bedeutet hat. Dennoch: „Das war eine gute Sache. Es hat gut getan, die Reihe zu machen“, freut sich Leschke in einem Resümee. Die Besucherzahl sei immer sehr hoch gewesen, fast immer an der Grenze des Erlaubten. Und das sicherlich auch wegen der Zusammenstellung und der durchweg hohen Qualität. Es hat vier sehr unterschiedliche Formate und Besetzungen gegeben, bei denen die Interpreten in der Tat durch die Bank überzeugt und das Publikum begeistert haben. Und der erste Abend mit der coronabedingt einzigartigen Situation mit dem Publikum vor und dem Pianisten im Forum, wird vermutlich ohnehin unvergesslich bleiben.

Viele Gründe also die Reihe auch 2021 weiterzuführen – unter welchen Umständen auch immer. Die Planungen für die nächsten Sommerklänge laufen schon


Nach-Corona-Premiere für die Aloysius-Kirche

13. August, 2020

Das zweite Sommerklänge-Konzert in der kühlen Kirche mit Saxophonist Burghard Corbach zieht rund 100 Besucher an

Rund 100 Zuhörer haben sich am Dienstag beim zweiten Konzert der Sommerklänge coronagerecht in der St.-Aloysius-Kirche verteilt. <b>Michael May</b>

Rund 100 Zuhörer haben sich am Dienstag beim zweiten Konzert der Sommerklänge coronagerecht in der St.-Aloysius-Kirche verteilt. Michael May

Aloysius-Kantor Tobias Leschke (li.) und Burghard Corbach spielten Werke für Saxophon und Orgel.

Aloysius-Kantor Tobias Leschke (li.) und Burghard Corbach spielten Werke für Saxophon und Orgel.

Ralf Tiemann

Iserlohn Mit 100  Besuchern nahezu ausverkauft – so kann es kommen in Zeiten von Corona, sogar in Iserlohns größtem Raum, der Aloysius-Kirche. Mit dem zweiten Konzert der diesjährigen Sommerklänge wurde nach rund einem halben Jahr auch diese Kirche wieder als Konzertstätte reaktiviert, und wie groß der Hunger nach dem kulturellen Lockdown der letzten Monate nach Live-Musik ist, zeigte der großartige Besuch in der kühlen Kirche.

Hartmut Tripps „Voyage“ auf dem Programm

„Viel mehr hätten wir gar nicht reinlassen können“, freute sich auch Kantor Tobias Leschke über das enorme Interesse an dem Konzert, bei dem er selbst auf der Orgelbank Platz nahm. Als Gast hatte er den renommierten Saxofonisten Burghard Corbach dabei, mit dem zusammen er vorwiegend Originalkompositionen für die immer noch recht seltene Kombination Orgel plus Saxophon spielte. Einer, der fleißig für dieses Duo komponiert hat, ist der Iserlohner Saxophonist Hartmut Tripp, dessen Werke inzwischen inzwischen zum festen Kanon für kirchennahe Saxofonisten zählen. Tripp hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, selbst das Konzert zu besuchen.

Und das hat sich gelohnt, denn Corbach erwies sich als starker und klangschöner Virtuose und die ausgewählten Werke als sehr melodiöse Kostbarkeiten. Als Kontrapunkt dazu setzte Leschke eine massige und akkordgewaltige Mendelssohn-Sonate, deren einzelne Sätze er in das Konzertprogramm streute, bevor das Konzert mit einer Saxophon-Bearbeitung von Josef Gabriel Rheinbergers Charakterstück „Abendfriede“ endete.

Am Dienstag, 18. August, werden die Sommerklänge um 19.30 Uhr mit den Sängerinnen Maike Buchbinder (Sopran) und Kirstin Frye (Mezzosopran) begleitet von Chris Harding am Klavier fortgesetzt – dann wieder, wenn das Wetter es zulässt, auf dem Platz am Pankratius-Forum.


Das gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder

5. August, 2020

Die Sommerklänge an Aloysius starten mit einer ganz neuen Konzertsituation und großartiger Klaviermusik

Flügel drinnen, Türen auf, Publikum draußen – beim Sommerklänge-Auftakt mit Tobias Haunhorst erklang große Klassik inmitten der lärmenden Innenstadt.                                               <b>Michael May</b>

Flügel drinnen, Türen auf, Publikum draußen – beim Sommerklänge-Auftakt mit Tobias Haunhorst erklang große Klassik inmitten der lärmenden Innenstadt. Michael May

Ralf Tiemann

Iserlohn Leisere Passagen gingen im Straßenlärm schon mal unter. Und auch wenn es laut wurde, vermisste man die bebende Kraft, mit der ein Konzertflügel die Zuhörer im geschlossenen Raum schon mal in der Magengrube treffen kann. Unter freiem Himmel und auf Distanz blieb da vieles eher flach und eindimensional, wie eine Landschaft ohne Berge und Täler. Aber in Coronazeiten und nach fast einem halben Jahr ohne Konzerte ist man auch schon mit einem leicht eingeschränkten Hörvergnügen glücklich – Hauptsache wieder gemeinsam live Musik erleben, allein das zählt.

Und außerdem beschert einem das Virus auch Konzertsituationen, die es so – vermutlich aus gutem Grund – noch nie gegeben hat, und wahrscheinlich auch nach der Pandemie nie wieder geben wird. Für den Auftakt der diesjährigen Sommerklänge am Dienstagabend hat Kantor Tobias Leschke zusammen mit den Organisatoren vom Förderverein Musica Sacra ein wirklich außergewöhnliches Setting gewählt. Pianist Tobias Haunhorst nahm im Pankratius-Forum an der Fensterfront am Flügel Platz, alle Türen wurden aufgerissen und draußen auf dem Kirchplatz saß das Publikum – wie inzwischen schon gewohnt mit großen Abständen zwischen Paaren, Einzelgästen und kleineren, zusammengehörenden Besuchergruppen auf einem bestuhlten und mit Flatterband als Auditorium gekennzeichneten Areal mit Ein- und Ausgang, schriftlicher Gästeerfassung, Maskenpflicht und Desinfektionsmitteln.

So eine lange Pause hatte Tobias Haunhorst noch nie

Abgesehen von den zuletzt genannten Corona-Begleitumständen hatte diese Anordnung durchaus etwas Reizvolles, Klassik mitten in der pulsierenden Stadt, wo sich die übliche Geräuschkulisse mit spielenden Kindern und Musikfetzen aus offenen Autos mit Beethoven und Liszt mischen. Von der außergewöhnlichen Optik des Kirchplatzes ganz abgesehen. „Das ist so genial, dass wir überlegen, die Konzerte jetzt immer hierhin zu verlegen“, scherzte Tobias Leschke, der vor allem dankbar war, dass er dank der tatkräftigen Unterstützung seines Fördervereins die diesjährige Konzertreihe überhaupt anbieten kann.

Apropos Beethoven und Liszt – die vorletzte Sonate op. 110 von Beethoven und die ausufernde h-Moll-Sonate von Liszt kann bei weitem nicht jeder Klavierspieler technisch bewältigen und schon gar nicht so durchdringen, wie der junge Tobias Haunhorst. Viel höher kann man kaum greifen und viel tiefsinniger kaum Musik machen. Da geht es um unsterbliche Liebe, Verzweiflung, Tod und Auferstehung, um Faust und Mephisto. Beethoven und Liszt erheben sich weit über rein pianistischen Glanz und virtuoses Spiel. Sie gießen tiefe Gedanken und ein ganzes Universum in Töne – und Haunhorst setzt beide wunderbar ins Verhältnis.

Es war das erste Konzert seit Beginn der Corona-Pause für den ansonsten in ganz Deutschland aktiven Musiker, den Konzertreisen auch ins Ausland bis in die USA und China führen. „So eine lange Pause hatte ich noch nie“, sagte er und sprühte dementsprechend geradezu vor Freude über diese erste Konzertmöglichkeit bei seinem Freund Tobias Leschke, der ihn ja schon öfter nach Iserlohn geholt hatte. Wie immer nahm er das Publikum auf sehr sympathische Weise mit in die Welt dieser Giganten der deutschen Klaviermusik und erklärte, wie er ihre Musik empfindet und deutet. Und wenn einmal der Verkehr am Hohler Weg eine Pause machte und es ganz leise wurde, konnte man sogar hören, welch einen klanglichen Zauber er am Klavier entfalten kann. Da stimmte dann auch das Hörvergnügen.


Sommerklänge mit besonderen Umständen

28. Juli, 2020

Konzerte an Aloysius starten im August

Tobias Haunhorst war 2018 schon einmal zu Gast.  <b>Archiv-BildTiemann</b>

Tobias Haunhorst war 2018 schon einmal zu Gast. 
 

Iserlohn Jeden Dienstag im August finden um 19.30 Uhr wieder die Sommerklänge statt. Die Verantwortlichen des Vereins Musica Sacra Iserlohn haben sich überlegt, wie sie die Konzerte unter den durch die Pandemie bedingten Umständen durchführen können. Bei gutem Wetter finden das erste und das dritte Konzert so statt, dass die Zuhörer auf dem Hof zwischen der Aloysius-Kirche und dem Pankratius-Forum Platz nehmen können. Von dort können sie durch die weit geöffneten Türen den Musikern im Forum lauschen.

Zur Eröffnung wird am 4. August Tobias Haunhorst am Flügel Werke von Beethoven (op. 110) und Liszt (h-Moll-Sonate) darbieten. Das dritte Konzert findet im gleichen Rahmen mit drei jungen Künstlern am 18. August statt. Bei einem Liederabend werden die Sopranistin Meike Buchbinder und die Mezzosopranistin Kirstin Frye begleitet von Chris Harding zu hören sein, alle von der Musikhochschule Detmold. Die beiden anderen Konzerte mit Orgel und Saxophon und Orgel allein finden unter Beachtung der geltenden Hygiene-Regeln in der Kirche statt. Am 11. August spielen Burghard Corbach (Saxophon) und Tobias Leschke (Orgel). Auf dem Programm stehen sowohl klassische Werke (Mendelssohn und Rheinberger) als auch Modernes unter anderem von Hartmut Tripp. Im letzten Konzert am 25. August spielt Peter Albrecht, ein junger Kantor aus Köln, auf der Orgel.

Im Fall von schlechtem Wetter finden alle Konzerte in der Kirche statt. Immerhin stehen in der großen Kirche derzeit etwa 100 Sitzplätze zur Verfügung. Eine Anmeldung ist nicht vorgesehen, da die Zahl der Plätze erwartungsgemäß ausreicht. Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei, am Ende wird eine Kollekte eingesammelt.


Videoprojekt kein Ersatz für Chorproben

9. Juni, 2020

Seit Dienstag treffen sich die Mitglieder des Jungen Chors Iserlohn wieder mit Tobias Leschke

Im großen Saal des Pankratius-Forums traf sich der Junge Chor Iserlohn am Dienstagabend zur ersten Probe nach dem Lockdown.                                               <b>Annabell Jatzke</b>

Im großen Saal des Pankratius-Forums traf sich der Junge Chor Iserlohn am Dienstagabend zur ersten Probe nach dem Lockdown. 
 

Annabell Jatzke

Iserlohn Überschwänglich war die Wiedersehensfreude bei den Mitgliedern vom Jungen Chor im Pastoralverbund Iserlohn. Gerne hätten sich die Sänger und Sängerinnen zur Begrüßung in die Arme geschlossen – das allerdings lässt die Corona-Pandemie mit all ihren Vorschriften nicht zu. Am 10. März probte der Chor unter Leitung von Dekanatskirchenmusiker Tobias Leschke das letzte Mal. Nun wagte der junge Kirchenmusiker das Experiment und veranstaltete am Dienstag die erste Chorprobe.

„Ich stehe der Sache sehr positiv gegenüber“, so Leschke, der mit seiner Entscheidung, den Probenbetrieb wiederaufzunehmen, allein auf weiter Flur ist. „Altersmäßig fällt beim Jungen Chor aber keiner unter die Risikogruppe“, begründet er seine Entscheidung. Normalerweise hat der Chor mit Sängerinnen und Sängern zwischen 15 und 45 Jahren 20 Mitglieder. Für die erste Probe nach dem Lockdown gab es besondere Vorschriften. Der große Saal des Pankratius-Forums war genau ausgemessen worden. 15 Sänger und Sängerinnen konnten dem Platz nach an der ersten Probe teilnehmen. Um dies sicherzustellen, erfolgte vorab eine Anmeldung

Zehn Quadratmeter pro Teilnehmer

Zunächst hätten es noch weniger sein dürfen, aber die Verordnungen ändern sich fast täglich. Dem Erlass vom 30. Mai nach braucht es für die ordnungsgemäße Probe pro Sänger zehn Quadratmeter, dabei muss es nach links und rechts zwei Meter Abstand zwischen den Personen geben. Außerdem müssen in „Ausstoßrichtung“, wie es in der Verordnung genannt wird, vier Meter Platz zum nächsten Teilnehmer gewahrt werden.

Auch bei der Dauer der Probe gab es Veränderungen, es wurde nur eine Stunde geübt. Einen entscheidenden Pluspunkt hat das Pankratius-Forum: Durch die gläsernen Fronten konnten während des Probenbetriebs alle Fenster zum Lüften geöffnet werden. Seine Sänger und Sängerinnen kennt Tobias Leschke mittlerweile sehr gut: „Die Leute haben Lust und wollen unbedingt singen.“ Und damit spricht er den Mitgliedern aus der Seele. Nicole Wasner ist beispielsweise eine der Sängerinnen. „Da ich den Raum kenne, hat die Vorfreude die Bedenken überwogen“, sagt sie. Auch Vanessa Oliveres stimmt ihr in diesem Punkt zu. „Ich vertraue den Verantwortlichen“, unterstreicht sie.

Lockdown lähmte den Probenbetrieb

Und wie aus einem Mund sind sich beide einig: „Das gemeinsame Singen hat gefehlt.“ Mit dem Lockdown brach der Probenbetrieb weg, alle Auftritte fielen aus, und es kam für die leidenschaftlichen Sängerinnen und Sänger zu einem großen Einschnitt.

Den konnte auch das Videoprojekt, das während der Kontaktsperre lief, nicht schmälern. Jeder hat zu Hause etwas aufgenommen, und es wurde dann zusammengefügt. Jetzt hoffen natürlich alle, dass solche virtuellen Möglichkeiten nicht mehr nötig sind, um dem gemeinsamen Hobby zu frönen.