Mehr Andacht als ein Konzert
1. Dezember, 2020Hubert Schmalor
Iserlohn Mit einer musikalischen Andacht unter Mitwirkung von Lisa Richter (Klavier) und Fabian Reichart (Cello) hat am frühen Samstagabend in der Kirche St. Aloysius die Adventszeit begonnen. Dabei war Tobias Leschke als Veranstalter der notwendige Spagat zwischen einer in der derzeitigen Phase der Covid-Pandemie erlaubten Andacht und einem nicht zugelassenen Konzert durchaus bewusst. Es wurde kein Eintritt genommen, auf Applaus sollte verzichtet werden, und die von Leschke vorgetragenen anregenden und gleichzeitig nachdenklichen adventlichen Texte unterstrichen ebenso den gottesdienstähnlichen Charakter. Auch mit den zwölf Variationen über ein Thema aus Händels Oratorium Judas Maccabäus von Beethoven, Kirchgängern eher als „Tochter Zion“ bekannt, wurde ein gewichtiger Bezug auf die beginnende Adventszeit hergestellt und diese somit stimmungsvoll eröffnet.
Die Variationen über „Tochter Zion“ von Beethoven sind relativ selten zu hören, da sich viele Interpreten den hohen technischen Anforderungen nur ungern zuwenden, kann man dieses Werk doch lediglich in der relativ kurzen (Vor-)Weihnachtszeit öffentlich präsentieren. Die immer wiederkehrend zitierte bekannte Melodie bot dabei eine wohltuende Orientierung, wobei der filigrane Charakter einiger Variationen durch die bekanntermaßen schwierige Überakustik der St.-Aloysius-Kirche leider nicht ausreichend klar zur Geltung kommen konnte.
Die Interpreten des Abends, Lisa Richter und Fabian Reichart, begannen gemeinsam im Jahr 2015 als Instrumentallehrer an der Musikschule Iserlohn und bereichern, nicht erst seitdem, sowohl mit ihren kammermusikalischen und solistischen Auftritten als auch mit ihrer pädagogischen Arbeit die regionale und überregionale Musikszene. Sie meisterten an diesem Abend nicht nur die einführenden adventlichen Variationen, sondern auch die dann folgende, ebenfalls sehr anspruchsvolle Sonate für Cello und Klavier in C-Dur von Ludwig van Beethoven und den ersten Satz aus der Sonate a-Moll von Edvard Grieg sowohl technisch als auch musikalisch absolut souverän, in der Abstimmung präzise und gestalterisch sehr einfühlsam. Während die aus dem Spätwerk Beethovens stammende C-Dur-Sonate durch ihre eigenwillige formale Anlage und die kapriziöse Themengestaltung bereits erste Wege zur Romantik aufzeigt, kann die Grieg-Sonate bereits mit ausgesprochener Expressivität und romantischer Klangentfaltung aufwarten.
So war es nicht verwunderlich, dass die zahlreich erschienenen Zuhörer, natürlich auf ausreichend Abstand platziert und durchgängig mit Mund-Nasen-Schutz ausgestattet, sich dann nach den letzten Klängen doch nicht einen kurzen aber sehr herzlichen Beifall verkneifen konnten und sicherlich auch der nächsten geistlichen Abendmusik am Sonntag, 13. Dezember, in der Kirche St. Aloysius mit Vorfreude entgegensehen.