Mit 20 Jahren schon konzertreif
23. August, 2018Simon Schuttemeier erstaunt das Publikum bei den Sommerklängen in Aloysius
Von Ralf Tiemann
Iserlohn. Das war mal wieder ein Konzert aus der Abteilung „Erschreckend“. Der Förderverein Musica Sacra Iserlohn hat sich ja vorgenommen, bei den Sommerklängen jungen Talenten ein Forum zu bieten. Und dabei durfte das Iserlohner Publikum auch schon so manchen jungen Musiker bestaunen, der mit Sicherheit seinen Weg machen wird. Ein Organist, der mit zarten 20 Jahren derart loslegt, wie es Simon Schuttemeier am Dienstag in der Aloysius-Kirche getan hat, erlebt man nur selten. So jung schon ein solches Konzertprogramm hinzulegen, grenzt schon ein wenig ans Wundersame.
Bereits mit acht Jahren hatte Schuttemeier in Herdecke seinen ersten Orgelunterricht. Mit elf Jahren begann er seine Tätigkeiten als Kirchenmusiker. Mit zwölf trat er sein Studium an der Bischhöflichen Kirchenmusikschule in Essen an, mit 16 wechselte er an die Folkwang Musikhochschule Essen und mit 19 schließlich nach Düsseldorf. Seit Februar dieses Jahres ist er Kirchenmusiker an St. Laurentius und Kantor an St. Suitbertus in Wuppertal – wie schon erwähnt mit gerademal 20 Jahren.
Starkes Werk von Messiaen stand im Mittelpunkt
Am Dienstag war er nun in St. Aloysius zu Gast und spielte ein wunderbares Programm voller Abwechslung. Eingerahmt von deutscher und französischer Barockmusik von Bach und Clerambault hatte er in die Mitte des Konzertes ein Werk von Olivier Messiaen gesetzt. Düstere aber himmlisch weiche Akkorde, die langsam und schwer auf die Zuhörer hinunter schwebten, aufgewühlt nur von den Akzenten einer markanten Zungenstimme – so etwas geht nur mit einer großen Orgel, und Simon Schuttemeier schien das voll auszukosten. Ebenso wie die bekannte „Suite gothique“ von Leon Boëllmann, beider er durchaus in die Extreme ging. Das eingängige und zackige Menuett drohte ein wenig zu verhallen, bestach aber durch Passagen im leisesten Pianissimo, die sich erst nach und nach gegen der Nachhall der vorangehenden Takte durchsetzen konnten. Und auch das berühmte „Prière á Notre Dame“ wählte Schuttemeier sehr langsam, bedächtig und voller innerer Ruh ein weichen, leisen Registern. Abgerundet wurde der modernere, französische Teil durch eine eigene Improvisation im zweiten Modus von Messiaen. das Publikum feiert den jungen Mann mit „Standing Ovations“ und wurde noch mit einer Zugabe belohnt.
Text und Foto © Iserlohner Kreisanzeiger, Lokalteil Iserlohn, S. 14, 23.08.2018