Ruhiger Fluss und leise Klänge

5. Oktober, 2015

Christa Rakich entfaltete mit ungewöhnlichen Mitteln ihren eigenen Charme

Christa Rakich, St. Aloysius
Christa Rakich bei ihrem Orgelkonzert an der Feith-Orgel in St. Aloysius am 03.10.2015

Iserlohn. Höher, schneller, weiter – man sagt den Amerikanern dem Klischee nach ja ein derartiges Naturell nach. Die Organistin Christa Rakich, die am Samstagabend in der St. Aloysius Kirche gespielt hat, hat einen gänzlich anderen Eindruck hinterlassen. Bei ihr ging es – wie es bei Konzertorganisten durch aus schon mal sein kann – nicht um größer, schneller und lauter. Ihr gelang es, jenseits von krachende und donnern der Virtuosität mit ganz anderen, deutlich subtileren Mitteln ein nicht minder fesselndes und eindrückliches Programm zu spielen.
Auffällig war schon beim barocken Bruhns-Präludium, wie sie mit den Klängen im Raum spielte, wie lang sie die Akkorde im Hall der Kirche stehen ließ, bevor sie fortfuhr. Sehr ungewöhnlich mutete dann ihre Wahl des Bach Werkes an, von dem sie keine der wirklich massenhaft vorhandenen Spitzenkompositionen wählte, sondern ein vergleichsweise harmloses Präludium mit Fuge aus dem „Wohltemperierten Klavier“, das sie mit großer Ruhe, in langsamem Fluss und schlanker, dünner aber charakterstarker Registratur spielte.

 

Große stilistische Bandbreite

Dieser ruhige Fluss und das eher filigrane Herausarbeiten einzelner, profilierter Register und auch immer wieder das Spiel mit diffusen, schwebenden, quasi vernebelten, gedimmten hinter dem Schweller verborgenen Klängen war gewissermaßen symptomatisch für das Konzert. Christa Rakich bot eine große stilistische Bandbreite spielte nach den deutschen Barockstücken französische Romantik, amerikanische Moderne und ließ sich auch auf ein wenig in jazzig angehauchte Musik ein. Abgesehen von dem Schlusswerk, ein tonal angelegtes, mit den traditionellen kirchenmusikalischen Elementen Präludium, Choral und Fuge spielen den und sich am Ende eindrucksvoll über dem bekannten Hymnus „Veni Redemptor Genitum“ entfalten den Werk der 1961 geborenen Niederländerin Margaretha Christina de Jong holte sie im Grunde nie den letzten Wumms aus der Orgel raus.
Dafür gab es viel Interessantes und in Iserlohn bis her Unbekanntes zu hören. So zum Bei spiel eine Eigenkomposition von Christa Rakich – ei ne „Hommage an Pachalbel“ mit elf kurzen Variationen – ebenfalls in tonaler Kompositionsweise. Sie sei nicht explizit als Komponistin aktiv, ließ sie im Gespräch mit unserer Zeitung wissen. Seit sie aber in ihrer Heimat in Connecticut wieder verstärkt im Gottesdienst spielt, habe sie immer wieder Motive und Melodien im Kopf, die in Kompositionen zu verarbeiten sich lohne. Das zentrale Hauptwerk des Konzertes stammte aber von einem ihrer Schüler, James Wood man, der auf Bestellung der amerikanischen Organistenvereinigung das Leben auf der Halbinsel „Cape Cod“ vertont hat – eine dreisätzige „Sonate in Sea“, die nicht nur an der See spielt, sondern auch mit einem mächtigen C-Dur-Akkord endet.

Der Schlussapplaus am Ende des Konzertes fiel hingegen verhältnismäßig spar sam aus, eine Zugabe wurde nicht gefordert, was ein wenig schade war. Gerade durch den vergleichsweise ruhigeren und ganz und gar nicht auf brachiales Orgelbrausen setzenden Charakter des Konzertes entfaltete Christa Rakich einen ganz eigenen und sehr sympathischen, viel leicht sogar hörbar weiblichen Charme, den man sehr genießen konnte.

Text und Foto © Ralf Tiemann in: Iserlohner Kreisanzeiger, 05.10.2015