„Sommerklänge“ führen nach Argentinien und Spanien
6. August, 2016Der Spanier Javier Huerta Gimeno am Violoncello und der Dortmunder Nils Bellmann am Flügel spielten im Forum St. Pankratius
Von Konrad Dickhaus.
Die „Sommerklänge“, die an jedem Dienstag im August im Forum St. Pankratius oder in der Aloysiuskirche stattfinden, begannen mit einem bemerkenswerten Konzert zweier Musikstudenten – dem Spanier Javier Huerta Gimeno am Violoncello und dem Dortmunder Nils Bellmann am Flügel.
Sie nahmen das Publikum mit auf eine Reise von Argentinien über Deutschland und Spanien nach Russland. Verbindendes Element war wohl die folkloristisch eingefärbte Tonsprache, wobei die Volksmusik der unterschiedlichen Regionen durch Entstehungszeit und Komponistenpersönlichkeit bedingt in den unterschiedlichsten Stilen daherkam.
So stand die eingangs erklingende Rhapsodie „Pampeana“ des Argentiniers Alberto Ginastera harmonisch im Zeichen moderner klassischer Musik des 20. Jahrhunderts, aber die beiden Musiker stellten auch lateinamerikanisch angehauchte rhythmische Prägnanz im Zusammenspiel in vielfältiger Weise vor.
Nils Bellmann, manchen Iserlohnern durch frühere Konzerte durchaus als Virtuose bekannt, setzte das Programm fort mit Carl Philipp Emanuel Bach und überraschte das Publikum mit seiner Interpretation der zwölf Variationen eines eigentlich wilden spanischen Tanzes, der Folia: Leise, zart, jeder Takt und jeder Ton war klar und durchsichtig von der Empfindsamkeit des vorklassischen Zeitalters geprägt: Der Förster-Flügel sang selbst in den bewegten Passagen der Komposition.
Besonders in der Sonate für Cello und Klavier op. 40 von Dimitri Schostakowitsch konnten beide Interpreten ihr ganzes Können zeigen, wechseln die Stimmungen in diesem Werk doch von romantischer Wärme über ekstatische Wildheit bis zu tiefster Resignation. Das Cello dominierte in vielen Passagen, hatte sich bisweilen aber auch gegen rasante Klangkaskaden des Klaviers zu behaupten.
Bei der Präsentation dieses und anderer Werke war es bewegend und erhellend zugleich, dem außergewöhnlichen Cellisten Javier Huerta Gimeno zuzusehen und zuzuhören.
Der mehrfache Sieger bei Wettbewerben konnte dem Publikum die schwierigste Musik vermitteln, ohne dass ihm die Anstrengung anzusehen war.
Gimeno vereinte höchste Konzentration und äußerste Spielfreude, seine Mimik spiegelte musikalischen Witz, er zeigte technische Brillanz, ohne dick aufzutragen. Und zu Recht spielt er ein sehr wertvolles Cello, das 1712 von Antonio Testore in Mailand gebaut wurde.
Am kommenden Dienstag, 9. August, werden die „Sommerklänge“ um 19.30 Uhr fortgesetzt. Dekanatskirchenmusiker Christopher Brauckmann lädt ebenfalls zu einer vielversprechenden Reise ein – zu einer Reise durch die Aloysiuskirche.
Die Besucher sollen Gelegenheit haben, während des Konzerts den Raum zu erkunden, sogar bis zur Orgelbühne hinauf.